Nachgefragt
: „Es gibt ein Restrisiko“

■ Landesveterinär zum Rinderwahn

Von der britischen Regierung beauftragte Wissenschaftler haben jetzt festgestellt, daß eine Übertragung des sogenannten Rinderwahnsinns BSE auf Menschen nicht ausgeschlossen werden kann. Nun droht elf Millionen Insel-Viechern die Notschlachtung. Dr. Eberhard Haunhorst ist Chef des Bremer Lebensmittelverterinäramtes.

taz: Hat sich die Bremische Haltung zum Problem BSE nach dem Erscheinen dieser Studie verändert?

Dr. Eberhard Haunhorst: Nein. Wir haben immer gesagt, daß es ein Restrisiko gibt. Das ist nun erstmalig durch diese englische Studie wissenschaftlich bestätigt worden.

Warum hat Bremen kein Importverbot wie in anderen Bundesländern verkündet?

Wir gehen davon aus, daß es letztendlich zu einem Importverbot kommen wird, das dann europaweit gilt. Der Rindfleischmarkt war aber für die Briten schon vorher halbwegs tot. Keiner nimmt denen ihr Fleisch ab, zumindest hier in Deutschland. In Bremen haben sich die Fleischer schon lange entschlossen, kein britisches Fleisch mehr zu kaufen und lassen sich das auch versichern.

Das versichern sie als Behörde den Fleischern?

Nein, das ist eine privatrechtliche Sache zwischen den Fleischern und den Lieferanten. Die garantieren, daß kein Fleisch aus Beständen dabei ist, die eventuell mit BSE in Berührung gekommen sind.

Kontrollieren Sie denn, ob diese Zusagen auch eingehalten werden?

Wir machen Stichproben. Da lassen wir uns auch Lieferscheine zeigen. Aber das hat natürlich seine Grenzen. Wir können nicht alles bis in Details prüfen.

Sie können trotzdem weitgehend ausschließen, daß es in Bremen britisches Rindfleisch gibt?

Ja.

Ein Importverbot würde nicht noch mehr Sicherheit bringen?

Wohl kaum, wir haben ja keine Außengrenzen, wo wir uns hinstellen könnten und sagen, ihr kommt hier nicht rein. Mir ist auch nicht bekannt, daß die Länder, die das gemacht haben, jemals Sendungen beanstandet und zurückgewiesen hätten. Das ist mehr ein politisches Signal.

BSE ist ja bisher nur im Hirn, in Knochenmark und Eingeweiden gefunden worde. Kann man da nicht doch Hüftsteak essen?

Wenn Sie einen Erreger in einem Tier haben, dann werden sie den letztlich in jedem Material nachweisen können. Es kann nur eine Frage der Quantitäten sein, daß er in Nervenzellen besonders häufig ist und in Muskelzellen selten. Vielleicht ist nur das Gehirn infektiös. Aber nur das Gehirn rauszunehmen und den Rest zu verzehren, das hielte einer wissenschaftlichen Betrachtung nicht Stand.

Was raten sie nun den Briten? Schlachten?

Ich denke, es läuft darauf hinaus, daß die Bestände, in denen immer wieder BSE auftritt, konsequent vernichtet werden müssen.

Ist denn mit Schlachtung der Erreger ausgerottet?

Ja, wenn ich die Kadaver anschließend verbrenne. Auch Futtertröge müssen desinfiziert und Restbestände von Futtermitteln vernichtet werde. Man hat ja gesagt, daß der Erreger über Futtermittel in die Herden reingekommen ist. jof