Ein Solarium läßt den Senator strahlen

■ Für das bundesweit einmalige Solarzentrum am Hauptbahnhof fehlen nur noch die Mieter und die Betreiber

Umweltsenator Peter Strieder (SPD) greift nach der Sonne. Zusammen mit Uni-Professoren, alternativen Unternehmern und UmweltlobbyistInnen stellt er am kommenden Montag das Internationale Solarzentrum vor. Das bundesweit einmalige, über 50 Millionen Mark teure Projekt soll den Anspruch Berlins als „Solarhauptstadt“ untermauern. Für die Nutzung der Sonnenenergie könnte sich das Zentrum zu einer „Drehscheibe zwischen Ost und West“ entwickeln, hofft der Senator.

Als Platz für das rund 15.000 Quadratmeter große Haus wurde inzwischen ein Grundstück gegenüber dem Hauptbahnhof im Bezirk Friedrichshain auserkoren. An der vielbefahrenen Stralauer Allee steht ein altes Gebäude der Gaswerke, das zusammen mit einem Neubau am Spreeufer die Sonnenzentrale beheimaten soll. In einigen Jahren können dort Organisationen der Solarlobby Büros mieten. Firmen ersinnen in ihren Labors neue Techniken oder produzieren gar Sonnenkollektoren. Die Zusammenarbeit von IngeneurInnen, BeraterInnen und Initiativen auf engem Raum könne der Solarenergie in Berlin zum Durchbruch verhelfen, so der Wunsch der InitiatorInnen.

Das Terrain gehört gegenwärtig noch dem Land Berlin, doch die Projektentwicklungsfirma Opus, eine Tochter des Frankfurter Baukonzerns Wayss & Freytag, besitzt eine Kaufoption. Opus-Projektleiter Hans Schaefer ist sich mit dem Verein zur Förderung des Solarzentrums und Senator Strieder grundsätzlich einig, daß „man das Projekt machen sollte“.

Damit aber enden die Klarheiten. Der ehemalige saarländische Umweltminister Jo Leinen (SPD), Geschäftsführer der im Dezember gegründeten Betreibergesellschaft, will zwar Bewag und Gasag sowie Industrieunternehmen zur Mitarbeit gewinnen. Doch weit ist er auf diesem Weg noch nicht gekommen. Die Bewag zum Beispiel kann sich nicht dazu durchringen, die angebotenen 24 Prozent an der Betreibergesellschaft zu übernehmen. Drei Jahre nach der Geburt der Idee für das Zentrum liege noch kein Konzept vor, heißt es bei dem Berliner Energieversorger. Auch die Industrie, die weitere 24 Prozent einbringen soll, hält sich bedeckt. Beisammen sind bis jetzt erst die 52 Prozent von Lobbyorganisationen wie der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie. Der einst für 1996 anvisierte Baubeginn erscheint mehr als fraglich.

Von den konkreten Schwierigkeiten abgesehen, übt Carsten Körnig von Greenpeace grundsätzliche Kritik: Der Bau des Zentrums sei gut und schön, aber es fehle an einer wirksamen Politik zur Durchsetzung der Sonnenenergienutzung in Berlin. Die kostendeckende Einspeisevergütung für Sonnenstrom sei immer noch nicht durchgesetzt. Hannes Koch