Die Chefin im Männerteam

Weiterbildung soll Frauen aus der Arbeitslosigkeit helfen und Karriere ermöglichen. Der eigene Führungsstil will entdeckt und kultiviert sein  ■ Von Sabine Gärtner

Wieso müssen Frauen sich eigentlich anders bilden als Männer? Anders strukturierte Hirnhälften? Oder liegt es an den Männern? Das könnte es sein, meint zumindest Astrid Kleinau-Kleffe. Und sie kennt sich aus. Sie ist stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins INET (International Network for Education & Training) mit Zentrale in Halle. INET ist der Dachverband von 16 Frauen- Technik-Zentren und Frauen- Computerschulen in Deutschland und zwei weiteren in Tschechien und St. Petersburg.

„Wir bieten einen frauengerechten Technikzugang“, erklärt Astrid Kleinau-Kleffe. „Frauen haben oft Angst, zum Beispiel einfach irgendeine Taste am Computer zu drücken. Sie denken, daß da schnell alles kaputtgeht.“ Damit die unbegründeten Ängste verschwinden, werde die fremde Kiste einfach mal aufgeschraubt und von innen betrachtet. So lernen die Schülerinnen nicht nur die Soft-, sondern auch die Hardware kennen. So können sie später kleine Reparaturen vornehmen.

Die Computerschulen bieten diverse Kurse an: Grundlagen, Grafik, Textverarbeitung oder Datenbanken. Nach dem abgeschlossenen Kurs erhält jede Frau ein Zertifikat. Das ist nicht alles: „Der Kurs steigert das Selbstwertgefühl der Frauen“, so Kleinau-Kleffe“.

Zahlreiche Bildungsangebote wenden sich zwar vorrangig, nicht aber ausschließlich an Frauen. Zum Beispiel bei der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA). Bei einem Lehrgang in Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil bei 80 Prozent. In Hamburg und Berlin bilden Frauen ungefähr zwei Drittel. Dafür gibt es eine logische Erklärung: „Im kaufmännischen Bereich sind nun mal mehr Frauen arbeitslos“, so Reiner Stamnitz, Leiter eines DAA-Bildungszentrums Berlin.

Die DAA ist eine Bildungseinrichtung der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft und flächendeckend in Deutschland vertreten. Sie verfügt über gut 50 Institute mit mehr als 300 Veranstaltungsorten.

Überwiegend Arbeitslose aus dem kaufmännischen Bereich nehmen an den Kursen teil. Das Bildungsangebot geht von Groß- und Außenhandelskaufmann über Sachbearbeiter im Rechnungswesen bis hin zur Verkaufsfachkraft für Käse, Fleisch und Wurst. Aber auch arbeitslose Hochschulabsolventen bekommen hier eine Chance. Zum Beispiel im Management-Trainee-Programm oder im Lehrgang für Scheidungsberater.

In Berlin beginnt im April ein besonderer Kurs, eine Fortbildung zur Büro-Allroundkraft. Das ist die Sekretärin, Lohnbuchhalterin und Sachbearbeiterin in einem – „allround“ eben. Die Frauen, die an der Fortbildung teilnehmen, haben wegen der Erziehung ihrer Kinder nur begrenzt Zeit. Deshalb findet der Kurs auch halbtags statt. „Das gibt es noch so gut wie nie“, erläutert Reiner Stamnitz.

Daß spezielle Kurse für Frauen angeboten werden, ist längst auch für die 39 Bildungsinstitutionen normal, die sich in der Deutschen Vereinigung zur Förderung und Weiterbildung von Führungskräften, dem Wuppertaler Kreis, zusammengeschlossen haben. Meistens beträfen diese Rhetorik und Kommunikation, so die wissenschaftliche Mitarbeiterin Katrin Klüber: „Vermutlich sind geschlechtsspezifische Besonderheiten auch nur in diesem Bereich relevant.“ Führungsseminare für Frauen bietet auch das ASB-Management-Zentrum in Heidelberg, das von 180 überwiegend mittelständischen Unternehmen getragen wird. Ziel sei, daß Frauen ihren „eigenen Führungsstil entdecken, kultivieren und erproben“, so Dieter Giese, Bereichsleiter für Unternehmensführung und EDV. So richtet sich ein Seminar an Frauen, die „Chefin im Männerteam“ sind.

Angebote gibt es aber auch für die, die ihr Berufsleben bereits hinter sich haben: Über 50 Universitäten bilden die Arbeitsgemeinschaft „Öffnung der Hochschulen für ältere Erwachsene“. An der Technischen Universität Berlin beispielsweise können Frauen ab 45 innerhalb von vier Semestern ein Weiterbildungsstudium zur Ökologie-Assistentin, Ernährungstrainerin oder Kommunalberaterin absolvieren. Das Projekt steht zwar auch Männern offen, doch deren Anteil liegt weit unter einem Fünftel. Ein ähnliches Modell existiert in Dortmund und bald auch in Münster, aber „ein speziell betreutes Projekt mit naturwissenschaftlich-technischer Orientierung gibt es nur bei uns“, so Leiterin Ulrike Strate-Schneider. Der Wiedereinstieg ins Berufsleben sei eigentlich nicht vorgesehen – manche arbeiten dennoch später als Tutoren.

Deutsche Angestellten-Akademie, Tel.: 030-83961

FrauenTechnikZentrum Halle + INET: 0345-2023168

Wuppertaler Kreis: 0221-372018

ASB-Management-Zentrum Heidelberg: 06221-9888