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Unterm Strich

Die britische Künstlerin Helen Chadwick ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am Freitag letzter Woche in London gestorben. Helen Chadwick war 43 Jahre alt und wurde in den letzten Jahren durch ihre ironischen Installationen bekannt, namentlich durch die „Piss Flowers“, zwölf Abgüsse männlicher und weiblicher Urinspuren. Chadwick war in zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten, zuletzt 1995 bei „femininmasculin“ im Centre Pompidou in Paris.

Bei der literarischen Umsetzung realer Figuren in seinem Roman „Finks Krieg“ hat Martin Walser (eine Besprechung folgt in der Beilage zur Leipziger Buchmesse am kommenden Donnerstag) seiner Ansicht nach niemandes Privatsphäre verletzt. „Alles, was da drin steht, war öffentlich, und ich habe keinen Menschen beleidigt. Die Figuren um Fink herum sind aller Privatheit entkleidet“, sagte Walser dem Rheinischer Merkur. Der ehemalige Leiter der Hessischen Staatskanzlei, Alexander Gauland, hatte im jüngsten Spiegel beklagt, in Walsers Roman als „Prototyp der Unterdrückung“ zu erscheinen, ohne daß der Autor jemals selbst mit ihm gesprochen habe. In dem umstrittenen, auf Tatsachen basierenden Buch zieht ein Ministerialbeamter gegen die eigene Versetzung und das Land Hessen zu Felde. Walser bestätigte dem Merkur, Gauland persönlich nicht zu kennen. In „Finks Krieg“ habe er den Staatskanzleichef alias Tronkenburg jedoch nicht als Romanfigur gestaltet: „Er ist nur als Funktion beschrieben, als Täter, Machtausübender.“ Diese Ebene habe er als Autor zwei Jahre lang sorgfältig recherchiert. Gauland selbst hingegen, der Walser das Verfassen „deutsch-nationaler Merkwürdigkeiten“ vorgeworfen hatte, habe „unbeweisbaren Dreck“ geschleudert. „Als ich das gelesen habe, habe ich nochmals Mitgefühl mit meinem Helden in Wirklichkeit bekommen: Solchen Leuten ausgesetzt zu sein ..., die so leichtfertig mit so schweren Wörtern umgehen.“

Ein Originalmanuskript mit zwei Zeilen aus Goethes „Faust II“ ist am Donnerstag in Berlin für 13.000 Mark von einem Privatsammler ersteigert worden. Das Fragment ist 2,2 mal 20,5 Zentimeter groß und stammt aus dem 5. Akt („Offene Gegend“).

Und jetzt das taz-Autorenrätsel: Welcher über hundertjährige deutsche Schriftsteller verbirgt sich hinter dieser Beschreibung des dpa-Korrespondenten Joe F. Bodenstein: „Disziplin und Arbeit bestimmen weiterhin den Tagesablauf eines der ungewöhnlichsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Sein Gang ist aufrecht, sein Blick klar. Das dichte weiße Haar hat er nach vorn gekämmt. Sein Kopf erinnert an römische Imperatoren.“ In der nächsten Woche wird dieser Mann 101! Da können wir Sterblichen mit unserem krummen Rückgrat uns nur noch in Gram beugen. Unser Profil, sagt man, erinnere dabei an Donald Duck. Sieht aber eigentlich nicht schlecht aus.

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