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: Bei Italiens Fußball-TV ist alles wieder offen

Rom (taz) – Eigentlich sollte es eine klare Sache sein: Nachdem der Florentiner Medienunternehmer Cecchi Gori den vor zwei Wochen erhaltenen Zuschlag für die nicht verschlüsselten Übertragungsrechte aller Spiele der 1. und 2. Fußballerliga nun doch nicht wahrnimmt, müßte nach allen Regeln der Versteigerungssitten der zweithöchste Bieter die Rechte erhalten. Das wäre die RAI (an dritter Stelle landete Berlusconis Mediaset).

Doch der Fußballverband hat Blut geleckt – er will eine neue Ausschreibung veranstalten, um doch noch die insgesamt fast 600 Millionen Mark Fernseh- und Hörfunktantiemen zu erhalten, die Cecchi Gori geboten hatte. Grund dafür ist allerdings auch ein mächtiger Ärger über die RAI: Sie nämlich war es, die Cecchi Gori die Reputation bei den Banken versaute.

Cecchi Gori (wie auch der Fußballverband) war davon ausgegangen, daß er nun dem öffentlichen Fernsehen Teile der Übertragungen weiterverpachten könne: Nur dann ließen sich die angepeilten Einnahmen auch realisieren. Doch die RAI verweigerte jegliche Verhandlung, und so sahen dann auch die von Cecchi Gori eingespannten Banken keine Chance, die Ausgaben wieder einzufahren.

Für die RAI könnte sich nun alles doch noch zum Bumerang entwickeln: Findet eine neue Ausschreibung statt, könnte Berlusconi, der derzeit für seinen Wahlkampf mächtig Reklame braucht, mit einem hohen Angebot erneut das staatliche Fernsehen ins Abseits stellen. Bekommt die RAI aber den Zuschlag, so muß auch sie sich gewaltig strecken, um den von ihr gebotenen Preis – der nur um gute 30 Millionen Mark unter dem von Cecchi Gori liegt – aufzubringen.

Sicher ist nach dem Rückzug Cecchi Goris freilich eines: Den von vielen gewünschten „Dritten TV-Pool“ – neben der RAI und Berlusconi – wird es nun doch nicht geben. Für Cecchi Gori hat der Ausgang auch sein Gutes: Er ist im Falle eines Mitte-Links-Sieges bei den Wahlen als Minister im Gepräch – und da käme es sonst bei ihm genau wie bei Berlusconi zu einem Interessenkonflikt.Werner Raith