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Literatur

Da sitzt er im YMCA einer Grenzstadt zu Mexiko und wartet. Sein Name ist Mickey, und er ist der Titelheld von Dagoberto Gilbs Roman Der letzte bekannte Wohnsitz des Mickey Acuña. Auf Godot wartet er nicht, dafür auf eine Geldsendung. Im vollkommenen Stillstand verschiebt sich sein Leben in eine seltsame Lethargie, bevölkert von den ebenso seltsamen Figuren, die das YMCA bevölkern. Da ist Sarge, der Mickey immer anlächelt und ihn mit Resten militaristischen Verhaltens ebenso nervt wie mit laut gepfiffenen Schlagern. Da ist Butch, der Ex-Sträfling, und da ist der, der die Briefumschläge anderer Leute sammelt. In die drückende Unbewegtheit stellt Mickey immer mehr Geschichten, die er immer weiterspinnt, bis sie ihn und das Geschehen am Ort mit sich wegreißen. Der 1950 geborene gelernte Zimmermann Gilb, selbst in der Grenzstadt El Paso lebend, wird heute um 20 Uhr im Literaturhaus aus seinem Erstling lesen und beweisen, daß das Vergehen von Zeit doch ein rein subjektiver Faktor ist.

tom

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