Unterm Strich

Der irische Literaturnobelpreisträger Seamus Heaney ist am Freitag in Paris mit dem höchsten französischen Kulturorden Commandeur des Arts et Lettres ausgezeichnet worden. Der 56jährige Dichter bekam den Orden von Kulturminister Philippe Douste-Blazy überreicht. Bei der kurzen Zeremonie verwies er darauf, daß Frankreich schon seit Jahrzehnten irischen Schriftstellern Heimat geboten hatte. Heaney, der den Nobelpreis im vergangenen Jahr erhalten hatte, erinnerte an Oscar Wilde, James Joyce und Samuel Beckett, die lange in Frankreich gelebt haben. Der Schriftsteller hält sich anläßlich der internationalen Buchmesse von Paris, die am Freitag begann, in der französischen Hauptstadt auf.

Der französische Schriftsteller und Journalist Claude Mauriac ist am Freitag in Paris im Alter von 81 Jahren gestorben. Das teilten Familienangehörige mit. Mauriac war lange Jahre Privatsekretär von Général de Gaulle. In einem zehn Bände umfassenden Tagebuch mit Titel „Le temps immobile“ (Die unbewegliche Zeit) berichtete der vielfach ausgezeichnete Mauriac von seinen Begegnungen mit Schriftstellern wie André Gide, André Breton und Eugène Ionesco, um nur ein paar bescheidene Namen zu nennen. Als Theoretiker des Nouveau Roman schuf er den Begriff der „Alittérature“. Außerdem arbeitete er als Literatur- und Filmkritiker für zahlreiche französische Zeitungen und Magazine. In den 70er Jahren hatte sich Mauriac zusammen mit Jean-Paul Sartre, Michel Foucault und Maurice Clavel an mehreren humanitären Aktionen beteiligt.

Das 1993 gegründete Internationale Schriftstellerparlament will ein „Observatorium“ einrichten, das die Verfolgung von Autoren durch politische Regime genau unter die Lupe nehmen soll. Dies kündigte der Generalsekretär des Schriftstellerparlaments, der Franzose Christian Salmon, am Freitag in Straßburg an. Salmon nahm im Europarat am ersten Kongreß des „Netzes der Asylstädte“ teil, die bedrohten Schriftstellern für ein Jahr Zuflucht gewähren. Zu diesem Netz gehören bisher elf europäische Städte: Almeria, Barcelona und Valladolid in Spanien, Berlin, Caen (Frankreich), Göteborg (Schweden), Helsinki, Stavanger (Norwegen), Venedig, Swansea (Großbritannien) und Straßburg. Nach Angaben Salmons haben diese Kommunen bisher acht Schriftsteller aufgenommen, unter ihnen mehrere von islamischen Fundamentalisten bedrohte Algerier. Berlin hatte im Juni die bangladeschische Autorin Taslima Nasrin aufgenommen. Das Internationale Schriftstellerparlament war im Herbst 1993 von rund 300 europäischen Autoren mit dem Ziel gegründet worden, auf die in vielen Ländern wachsende Unterdrückung kritischer Kollegen aufmerksam zu machen. Zum Präsidenten wählte die Versammlung den von der Fatwa bedrohten britisch-indischen Autor Salman Rushdie.