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■ QuerspalteJohn P. - neuer Duft für alle?

Werbung ist gleichermaßen ein hartes wie einfaches Geschäft. Gelingt es, zu einem vorhandenen Produkt das passende Gesicht zu finden (hartes Geschäft), ist der Verkaufserfolg so gut wie gesichert (einfaches Geschäft). Die Schwierigkeit liegt also in der Glaubwürdigkeit der Schnittstelle, dort, wo der Kunde darüber urteilt, ob das werbende Gesicht überhaupt etwas mit dem beworbenen Produkt zu tun hat. Soweit die Theorie.

In der Praxis sehen wir Thomas Gottschalk bunte Gummibärchen essen. Sehr geglückt kann man diese Werbung nennen, denn Gesicht und Produkt stimmen überein. Würde Gottschalk dagegen zum Kauf von Pfandleihobligationen auffordern, der Erfolg wäre wohl nur ein sehr mäßiger. Darum wirbt Claudia Schiffer auch nicht für Lux-Einbaufenster und Wickert nicht für Brillen-Fielmann.

Was man in der Werbung alles falsch machen kann, lernt zur Zeit Herr Benetton. Der Mann ist ganz böse mit den Kunden, weil sie wegen seiner Werbung (blutverschmiertes Hemd eines erschossenen Bosniers) keine T-Shirts mehr bei ihm kaufen wollten, vor allem die Deutschen. Weshalb Benettons Werbefirma jetzt ganz gemein kontert und behauptet: Unsere Claudia sei der „Traum der Hitlerjugend“. (So ein liederlicher Lump!)

Na ja. Halten wir uns ausnahmsweise zurück. Sagen wir jetzt nichts über Claudia Cardinale und den Faschismus. Außerdem verkaufen sich Badewannenstöpsel ja auch so ganz prima, ohne daß je dafür geworben worden wäre. Vielleicht wird die Werbung hierzulande völlig überschätzt. Vielleicht kauft ja kein Mensch einen Saumagen, nur weil Helmut immer für ihn wirbt?

Womit wir am Ende des Artikels und an jenem Punkt angelangt wären, wo es mitzuteilen gilt, daß seine Heiligkeit Papst Johannes Paul der Zweite als erster Papst der Welt in einem Fernsehwerbefilm auftritt. Man sieht ihn Rosenkranz betend in Kanada durch den Wald laufen. Was aber sollen wir kaufen? Tannenduft? Flugticket? Rosenkranz? Um Himmels willen! Philipp Maußhardt

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