Abschiebung aus der Halle

■ Französische Regierung läßt AfrikanerInnen abtransportieren

Paris (taz) – „Kommt zahlreich! Vor allem am Montag morgen, weil dann das Räumungsrisiko besonders groß ist“, hieß es auf dem Flugblatt. Doch als das Papier gestern auf den Pariser Märkten verteilt wurde, war es bereits zu spät: Im Morgengrauen hatten tausend Beamte der französischen Polizei die Gymnastikhalle Japy im XI. Arrondissement geräumt, in die sich die 300 „illegalen“ Afrikaner geflüchtet hatten, die zwei Tage zuvor schon aus der Kirche Sainte- Ambroise hinausgeschmissen worden waren. Als erstes trug die Polizei Mitglieder von Hilfsorganisationen und Journalisten aus der Gymnastikhalle, anschließend transportierte sie sämtliche Besetzer in Bussen in die Abschiebehaft.

Die 300 Afrikaner aus Mali, Mauretanien und Senegal – darunter mehrheitlich Frauen und Kinder – hatten am vergangenen Montag die Kirche besetzt, wo die Männer einen Hungerstreik begannen. Sie wollten damit eine Legalisierung ihres Aufenthaltes in Frankreich erreichen. „Ich habe alles getan, um Papiere für Frankreich zu kriegen. Alles, außer dem Gefängnis“, erklärte einer der Hungerstreikenden, der vor fünf Jahren mit einem Touristenvisum nach Frankreich gekommen war. Auf den Behörden werde er „wie ein Hund behandelt“, auf der Straße müsse er sich verstecken, sobald Polizei in Sicht wäre. Zu Hause falle er seinem Schwager zur Last, der legal in Frankeich sei, und Geld verdienen könne er nur, wenn er die miserabel bezahlten Schwarzarbeiterjobs annehme.

Die französische Regierung ist zu hartem Durchgreifen entschlossen. Bei den 44 Personen, die bei der Kirchenräumung festgenommenen worden waren, ist sie allerdings erst einmal gescheitert. Ihre Ausweisung im Schnellverfahren konnte wegen eines Formfehlers nicht stattfinden. Gestern morgen waren alle 44 Personen wieder frei. Bei den aus der Kirche in die Gymnastikhalle übergesiedelten Afrikanern beabsichtigt die Regierung jetzt offenbar wieder eine Massenausweisung. Dorothea Hahn