Vulkan-Pleite kam nicht überraschend

■ Die öffentliche Hand soll für die Ostwerften aufkommen

Berlin/Bremen (taz/dpa) – Daß der Bremer Vulkan Gelder verschoben hat, war offenbar lange bekannt. Schon 1993 lagen der Treuhandanstalt und dem Bundesfinanzministerium Unterlagen vor, wonach sich die Vulkan Verbund AG vertragswidrig 850 Millionen Mark Fördermittel von ostdeutschen Konzernbetrieben ausgeliehen habe. Das Schweriner Wirtschaftsministerium bestätigte inzwischen einen entsprechenden Bericht der Berliner Zeitung.

Vulkan-Finanzvorstand Manfred Timmermann hatte im Oktober 1993 sein Amt vorzeitig aufgegeben. In seinem Kündigungsschreiben habe er darauf hingewiesen, daß Mittel der Ostbetriebe vertragswidrig im Westen eingesetzt würden. Der Treuhand-Vorstand habe zwar umgehend „Sicherheit für die im Westen bei Vulkan-Firmen angelegten Ostgelder“ gefordert. Doch obwohl der damalige Vulkan-Chef Friedrich Hennemann diese Sicherheit verweigert habe, seien Sanktionen ausgeblieben.

Auch die Banken im Vulkan- Aufsichtsrat sollen von den Geldverschiebungen gewußt haben, und zwar spätestens seit einer Krisensitzung im August 1995.

Die Treuhand-Nachfolgerin BvS erwägt nun offenbar rechtliche Schritte gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft C & L Treuarbeit. Die habe zwar in ihrem Testat über die Vulkan-Bilanz von 1993 auf die Mittelverschiebung hingeweisen. Doch gegenüber der Treuhand bescheinigten die Wirtschaftsprüfer den vertragsgemäßen Einsatz der Gelder. Bei den Rettungsversuchen für die Ostbetriebe des Vulkan Verbunds zeichnet sich inzwischen eine Lösung ab. Nach einer Sitzung des BvS- Verwaltungsrates sagte der Wirtschaftsminister von Mecklenburg- Vorpommern, Harald Ringstorff (SPD), daß zur Rettung der ostdeutschen Werften öffentliche Gelder unverzichtbar seien. Der dpa sagte er: „Es deutet alles darauf hin, als würden der Bund und eventuell auch das Land Zwischeneigentümer der Werften werden.“ Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Koblenz gegen zwei Vulkan-Manager Anklage wegen Bestechung erhoben: gegen den Geschäftsführer der Bremer Vulkan-Werft Werner Schwarz sowie den Geschäftsführer des Schwesterunternehmens Neue Jadewerft Wilhelmshaven. 40.000 Mark seien an einen Regierungsdirektor beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz für einen Auftrag für den Bau einer Fregatte gegangen. Schwarz erklärte, das Geld sei lediglich für ein Gutachten gezahlt worden. lieb