Milliarde als Ziel

■ Das Bilanzvolumen der Ökobank 1995 um 10 Prozent auf 225 Millionen Mark gesteigert. Kunden sollen Verluste kaufen

Frankfurt/Main (taz) – „Aktion Milliardenbank erfolgreich“, heißt tollkühn die Headline auf Seite eins der neuen Ökorrespondenz der Ökobank. Denn zur Milliardenbank fehlen auch in der guten Bilanz 1995 der Frankfurter Ökobanker noch schlappe 775 Millionen Mark Bilanzvolumen. Das Bonmot von der Milliardenbank sagt denn auch mehr über das Selbstbewußtsein der sogenannten TurnschuhbankerInnen vom Main aus als über die ökonomischen Verhältnisse der Bank. Die schiebt – trotz der zehnprozentigen Steigerung der Bilanzsumme – noch immer alte Verluste von knapp drei Millionen Mark vor sich her.

Dennoch: Die Bilanz 1995 kann sich sehen lassen – Rekordzahlen (fast) überall. Das Kreditvolumen stieg um 19 Prozent auf 105 Millionen Mark an, das haftende Eigenkapital um 11 Prozent auf 16,5 Millionen Mark. Und für 1996, so der Ökobankvorstand, werden sogar noch höhere Wachstumsraten angestrebt. Schließlich will die Ökobank 1997 nach Freiburg ihre zweite Filiale eröffnen: in Berlin.

Weil der Abbau der Schulden aus der Startphase in den vergangenen fünf Jahren fast die gesamten Überschüsse aufgefressen hatte, haben sich die Frankfurter BankerInnen jetzt einen neue Strategie überlegt. Die 3-Millionen-Restschulden sollen mit sogenannten Sicherungsbriefen an die solvente Kundschaft verkauft werden. Interessierte können für mindestens 5.000 Mark einen „Sicherungsbrief“ mit Laufzeiten von fünf, sieben oder neun Jahren erwerben.

Schuldenkauf macht Sparkontos sicherer

Am Ende der Laufzeit will die Bank das Geld ihren Kunden zurückzahlen, zwischendrin zahlt sie maximal fünf Prozent Zinsen. Noch exakt 578 (Unter-) ZeichnerInnen, so Banksprecherin Jutta Gelbrich, fehlten, um den Verlustvortrag in voller Höhe abdecken zu können.

Das Konzept zum Abbau der Schulden ist auch für das weitere Wachstum der Bank wichtig. Sind die Altschulden nämlich endlich abgesichert, steht der Aufnahme der Ökobank in die Sicherungseinrichtungen der Volksbanken und Raiffeisenbanken noch 1996 nichts mehr entgegen. Mit diesem Sicherungsfonds schützen die Volks- und Raiffeisenbanken die Sparer und Anleger in ihren Instituten vor etwaigen Bankpleiten. Hätte die Ökobank als Mitglied im Fonds nach irgendeinem größeren Geschäft finanzielle Schwierigkeiten, wüßten Sparer und Anleger ihr Geld in Sicherheit.

Gespräche über die Sicherungsfonds mit dem genossenschaftlichen Prüfungsverband und dem Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken seien zu Jahresbeginn erfolgreich abgeschlossen worden, sagen die ÖkobankerInnen. Und der genossenschaftlichen Prüfungsverband habe das Konzept der Schuldbriefe bereits akzeptiert. Für die alten Verluste aus Gründertagen der Bank hatten die etablierten Genossenschaftbanken keine Garantien übernehmen wollen. Klaus-Peter Klingelschmitt