Kirche auf Distanz zu Homosexuellen

■ Synode der evangelischen Kirche fällt nach konservativem Protest hinter eigene Forderungen zurück

Rendsburg (taz) – In der nordelbischen Kirche wäre es am Samstag fast zum Eklat gekommen: Auf der Synode in Rendsburg zogen zwölf Vertreter aus dem klerikal- konservativen Lager aus dem Plenum des Kirchenparlaments aus. Grund: Sie wollten die etwa 110 Synodalen zwingen, keine liberale, in der Tat moderne Sichtweise zum Umgang mit Homosexuellen zum Konsens zu erklären.

Ihrer Auffassung seien Schwule zwar nicht zu verdammen, doch verfehlte ihre sexuelle Orientierung biblische Normen in jeder Hinsicht. Selbst die zornige Erklärung des Sylter Inselpastors Traugott Giesen, auch die Konservativen müßten einsehen, daß die Kirche theologisch und seelsorgerisch nicht im Jahre 1958 stehenbleiben könne, fruchtete wenig. Erst nach Intervention der Kirchenleitung kehrten vier der zwölf Synodalen wieder in den Versammlungsraum zurück.

Die Mehrheit des Forums zeigte sich betroffen und verabschiedete am Ende ein Papier, das weit hinter ihre eigenen Erkenntnisse zurückfällt – aus Angst vor einer Kirchenspaltung. Zwar betont die „Handreichung“, daß die Kirche Schwulen und Lesben gegenüber in der „Schuld“ stünde, weil auch sie zur Diskriminierung beigetragen habe. Auch werde sich die evangelische Kirche dafür einsetzen, auf „Dauer angelegte Partnerschaften“ anzuerkennen – unabhängig von der sexuellen Orientierung. Doch weder mochte sich das Plenum für eine Segnung homosexueller Paare aussprechen noch für eine Initiative, gesetzliche Bestimmungen gegen Lesben und Schwule zu beseitigen.

Diese „Handreichung“ muß als Konzession an die Traditionalisten verstanden werden: Die Ehe, deren Zweck in der Zeugung von Kindern liegt, bleibt diesem Papier nach die favorisierte Lebensform von Christen. Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen, eine Liberale innerhalb ihres Spektrums, formulierte am Ende strömungsübergreifend: „Wir bleiben in der Diskussion.“ Jan Feddersen