■ Frankreich und Co. unterzeichneten Rarotonga-Vertrag
: Kein Abschied von Atomtests

Die gute Nachricht zuerst: Frankreich, Großbritannien und die USA haben gestern morgen auf den Fidschiinseln den Rarotonga-Vertrag unterzeichnet. Sie verpflichten sich darin, den zwischen Australien und Lateinamerika gelegenen Raum südlich des Äquators künftig von Atomtests und der Lagerung von Atomwaffen zu verschonen. Ihre Unterschriften markieren die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches der 16 Mitgliedsstaaten des Südpazifikforums, die den Rarotonga-Vertrag im August 1985 geschaffen hatten.

Die weniger gute Nachricht lautet: Die Geste der drei Atommächte hat rein symbolischen Charakter. Solange es für die Beibehaltung ihrer Atomstreitkräfte vonnöten war, haben die drei jahrzehntelang ihre kolonialen Besitzungen im Südpazifik für atmosphärische und unterirdische Atomtests genutzt. Erst seit diese Tests simuliert werden können, sind sie bereit, sich zurückzuziehen.

Die Solidarität unter den Atommächten sorgte dafür, daß die feierliche Vertragsunterzeichung so lange auf sich warten ließ, bis auch der letzte Kandidat – Frankreich – alle Voraussetzungen für eine Verlagerung der Atomtests ins Labor geschaffen hatte. Dort können sie nun mit dem Computer simuliert werden.

Neue Perspektiven für die Südsee eröffnet die Vertragsunterzeichnung nicht. Weiterhin darf Atommüll durch den Pazifischen Ozean transportiert werden. Weiterhin dürfen dort mit Atomwaffen bestückte Kriegsschiffe kreuzen. Und weiterhin darf das benachbarte China, das den Rarotonga-Vertrag 1987 unterzeichnet hat, Atomtests auf seinem Territorium durchführen.

Auch für die Militärstrategien der drei Atommächte bedeutet die Vertragsunterzeichnung nichts wesentlich Neues. Statt eines Ausstiegs aus der „nuklearen Abschreckungsdoktrin“ hat der französische Präsident deren Rolle kürzlich sogar noch aufgewertet. Jacques Chirac will die konventionellen Streitkräfte drastisch reduzieren und die Landesverteidigung vor allem mit den französischen Atomwaffen sichern.

Australien, Neuseeland, Japan, die Cookinseln, Fidschi, Kiribati, Nauru, Niue, Tuvalu, Vanuatu, Westsamoa, Tonga, Mikronesien und die anderen Pazifik-Anrainer, die seit Kriegsende mit dem Atomtestrisiko leben, bleibt nichts anderes übrig, als gute Miene zu diesem Spiel zu machen. Doch ein Schritt in Richtung auf eine weltweite Denuklearisierung ist die verspätete Geste von Frankreich, Großbritannien und den USA nicht. Dorothea Hahn, Paris