Veränderbare Zahlen

■ Blohm + Voss: Aufsichtsrat beschließt neue Verhandlungen über Streich-Konzept

Eine Reihe von Veränderungen kommen auf die Hamburger Werft Blohm + Voss zu; nicht alle werden unbedingt so ausfallen, wie es die Geschäftsführung in ihrem unlängst vorgelegten „Konzept“ geplant hatte. Durch den vorgestern in Essen gefaßten Beschluß des Aufsichtsrats der Blohm+Voss AG bleibe die Zielplanung der Belegschaftszahlen verhandelbar, meinen die Betriebsräte, und damit auch veränderbar. Die Geschäftsleitung hatte den Arbeitsplatzverlust für rund 850 Beschäftigte angekündigt – zusätzlich zur laufenden Streichung von 600 Stellen.

Die Betriebsgröße müsse an eine veränderte Marktlage angepaßt und der Betrieb in mittelständischen Strukturen weitergeführt werden, hatte Vorstandsmitglied Helmut Nadler vor einigen Wochen den prostestierenden Beschäftigten erklärt. Diesem Ziel ist man im Anschluß an die Aufsichtsratsitzung ein Stück näher gekommen: Ab sofort führt die Blohm+Voss AG als Holding keine eigenen Geschäfte mehr. Das übernehmen zukünftig als selbständige Gesellschaften die Blohm+Voss Werft GmbH für die Bereiche Schiffbau, Ausrüstung, Reparatur und Umbau; für das operative Maschinenbau-Geschäft ist ab sofort die Blohm+Voss Industrie GmbH zuständig.

Der Standort Hamburg soll jedoch grundsätzlich mit allen drei Geschäftsfeldern – Schiffbau, Schiffsreparatur und Maschinenbau – erhalten bleiben, heißt es in dem Beschluß des Aufsichtsrats, allerdings „auf niedrigerem Niveau“. Alle Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen sollen dabei genutzt werden. „Wir haben eine Reihe von Möglichkeiten, Personalabbau zu verhindern“, zeigte sich IG Metall-Sprecher Gunter Barnbeck gestern optimistisch. Das Alternativkonzept der Betriebsräte werde daraufhin während der Verhandlungen um einen Interessenausgleich untersucht.

Die Konzernmutter Thyssen Industrie AG, deren Aufsichtsrat heute zu einer Sitzung zusammenkommt, habe die Ergebnisübernahme beschlossen und werde damit, lobt die IG Metall, für die Sicherung des Standortes Hamburg sorgen. Stefanie Winter