Parteifreunde sind weiter sauer auf Diepgen

■ CDU-Regierungschef ist bei Zahnmedizin eingeknickt. Agrarfakultät gerettet

Die CDU hat die Auflösung der Zahnmedizin an der Freien Universität noch nicht geschluckt. Nach einer hitzigen Debatte faßte die CDU-Fraktion gestern den Beschluß, mit der SPD erneut über den Erhalt der Zahnklinik zu verhandeln. Die CDU-Hochschulpolitiker hatten gedroht, andernfalls das Haushaltsstrukturgesetz abzulehnen.

Der „Arbeitskreis Wissenschaft fordert“, heißt ein CDU-Papier, das am Rande der Hauptausschußsitzung am Montag zirkulierte. Darin nennen die CDU-Rebellen um den Exinnensenator Dieter Heckelmann die Abwicklung der Zahmedizin „rechtswidrig und unsinnig“. Das Oberverwaltungsgericht hatte es 1993 nicht hingenommen, daß Berlin das Studienangebot in der Zahnmedizin reduziert hatte. Eine gänzliche Aufhebung des Faches werde daher keinen Bestand vor den Gerichten haben, so die CDU-Kritiker. Sollte das Abgeordnetenhaus morgen das Aus für die FU-Zahnklinik beschließen, verblieben im Raum Berlin-Brandenburg bloß die 80 Stomatologie-Studienplätze der Charité. Das sei zuwenig.

Der wissenschaftspolitische Sprecher der CDU, Eberhard Engler, distanzierte sich im Hauptausschuß mit einer persönlichen Erklärung von der Schließung der Zahnklinik. Er reagierte verbittert auf den Umgang seiner Fraktion mit den eigenen Hochschulexperten. Andere Fraktionsmitglieder zeigten sich „persönlich und politisch enttäuscht“ vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen. Diepgen habe den Marschbefehl ausgegeben, „die Zahnmedizin der FU zu retten“, sei dann aber selbst eingeknickt. Wie es heißt, stoße sich vor allem der von Diepgen als Innensenator fallengelassene Heckelmann an der Kompromißbereitschaft des Regierungschefs.

Ähnlich wie die CDU-Rebellen brandmarkten die Bündnisgrünen den Fall Zahnmedizin. Bernd Köppl und Sybille Volkholz fürchten zudem, daß sich die zahnmedizinische Krankenversorgung im Süden der Stadt verschlechtern werde: „Jährlich 20.000 Patienten werden im Stich gelassen.“

Anders als die Zahnmedizin scheint die Agrarfakultät der Humboldt-Universität nun gerettet. Alle Parteien im Brandenburger Parlament hatten vehement gegen die Schließung protestiert. Berlin erwartet nun eine Finanzspritze aus Potsdam für die Landwirte und Gärtner. Laut Beschluß reduziert Berlin seine Überweisungen an die Fakultät bis zum Jahr 2000 um 11 Millionen Mark. Derzeit kostet sie rund 48 Millionen Mark pro Jahr. cif