Wer sich umdreht oder lacht Von Carola Rönneburg

Es ist wahr: Der Backlash geht um. Mir wurden in der vergangenen Woche die Augen geöffnet, als ich in der Kneipe auf meine Verabredung warten mußte und derweil schon einmal das Kinoprogramm auswendig gelernt hatte. Damit beschäftigten sich auch zwei Frauen am Nebentisch. Verbittert blätterte die eine in ihrer Stadtzeitung. „Und jetzt guck dir das an“, sagte sie zu ihrer Freundin. Alle Filme, die die besprechen, sind von Männern. „Zeig mal.“ Die Freundin überprüft die Angaben. „Tatsächlich.“ – „Ja, typisch. Männer werden immer groß angekündigt.“

Ich betrachtete die beiden Damen. Komisch – so hatte ich mir Filmemacherinnen eigentlich nicht vorgestellt. Aber vielleicht waren sie ja auch inkognito unterwegs, endlich mal in Ruhe ein Bier trinken. Andererseits ließ die letzte Bemerkung eher auf ein Frusttrinken schließen. Das konnte ich gut verstehen: Die beiden hatten wahrscheinlich jahrelang Zeit, Geld und Arbeit in ihren Film investiert, Liebesgeschichten beendet, Schwangerschaftspläne verschoben und mit Geldgebern verhandelt. Und jetzt, wo das Werk endlich in die Kinos kam, wurde es von der Presse totgeschwiegen. Das ist hart, dachte ich und überlegte, ob ich nicht einfach mal nach dem Filmtitel fragen sollte. Vielleicht war er ohnehin unter meinen Favoriten für diesen Abend. Doch bevor es dazu kam, ging es nebenan weiter. „Überall geht es so zu. Nimm mal die Universitäten. Als ich studiert habe, waren da genauso viele Professorinnen wie heute. Und bei uns im Haus sitzt keine einzige Frau in der Chefetage.“

Die Situation war also noch fataler. Nur eine der beiden war Filmemacherin. Die andere teilte jedoch ihr Schicksal: Studiert, in die Arbeitswelt eingestiegen und geackert – und immer noch unten, ohne Führungsposition. „Genau“, nickte die Filmemacherin. „Du mußt da auch mal was machen. Die können die Frauen doch nicht ständig übergehen.“ Die Freundin stimmte zu. „Wir müßten eine Frauenbeauftragte haben, die den Frauen Mut macht, Verantwortung zu übernehmen, ein eigenständiges Leben zu führen.“ Sie würde einen solchen Posten gern übernehmen. „Natürlich auf Halbtagsbasis, schließlich habe ich als Mutter schon genug zu tun.“ Eine 40-Stunden-Woche, womöglich Überstunden – das wäre in ihrer Lebensplanung nicht drin.

Da wurde mir klar, wie geschickt die Männer in den letzten Jahren Frauen ausgebootet haben. Sie machen Filme, ohne sich vorher Mut machen zu lassen! Sie belegen stundenlang den Chefsessel, bis in den Abend hinein! Und sie weigern sich, da auch mal eine Frau sitzen zu lassen – obwohl die doch kurz vor dem Feierabend im Kindergarten wieder weggehen würde.

Immer noch erschüttert ob dieser Erkenntnisse, fuhr ich am am nächsten Tag zur Arbeit. Wegen diverser parkender Lieferwagen und anderen Fahrzeugen steckte mein Bus minutenlang fest. Kurz bevor es endlich weiterging, erhob sich eine Mitreisende von ihrem Platz. „Und übrigens“, rief sie mit fester Stimme, „die da in der zweiten Reihe parken – das sind alles Männer!“

Ich fordere hiermit dringend eine Verkehrsbeauftragte. Sonst nehmen die Kerle uns nach den Arbeitsplätzen auch noch die Parkplätze weg.