■ Mit der Ladenkühlung auf du und du
: Kalte Klimakiller

Berlin (taz) – Aus den Kühltheken im Supermarkt kriecht der Klimatod. 700 Tonnen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) verdunsten jedes Jahr aus den Kühlschränken und Kälteräumen der Einkaufsläden. Von Metro über Aldi und Karstadt bis Rewe sondern die Maschinen den die Ozonschicht schädigenden Stoff ab.

Die Einzelhandelsketten tragen damit direkt zur Klimaveränderung und zum Treibhauseffekt bei, meint Greenpeace. 30 AktivistInnen der Umweltschutzorganisation haben daher gestern vor dem Konzernsitz der Rewe Handelsgesellschaft demonstriert. In den Kühlrohren der zweitgrößten Lebensmittel-Handelskette Deutschlands fließen 672 Tonnen FCKW, hat Greenpeace recherchiert. 20 Prozent der Chemikalie entfleuchen jedes Jahr.

Und das nicht nur bei Rewe. Bei Billiganbieter Aldi diffundieren 202 Tonnen FCKW in den Läden von Aldi Nord und Aldi Süd. Von den beiden unabhängig voneinander arbeitenden Handelsunternehmen zeigt sich Aldi Süd aufgeschlossener. „In einigen neuen Filialen werden wir neue Kühlsysteme testen“, sagte eine Sprecherin gestern. Zugeknöpft wie in der Branche üblich wollte sie weder sagen, wieviele Anlagen geplant sind noch wo sie aufgestellt werden sollen.

Auch Tengelmann hat noch immer 296 Tonnen FCKW im Kühlregal. Vor drei Jahren stellte der Konzern lediglich zwei Märkte auf R 134a um. Dieses FCKW-Nachfolgeprodukt frißt aber ebenfalls Löcher in die Ozonschicht. Es ist entgegen der Werbung und den Beteuerungen von Umweltministerin Angela Merkel nicht wesentlich unschädlicher als FCKW. Tengelmann hatte sich mit Frosch und Schildkröte und einem angegrünten Produktsortiment einen grünen Touch verpaßt. Die Konzernspitze in Mühlheim an der Ruhr spricht zur Zeit immerhin über einen Umstieg auf alternative Kühlungen. Denn eins möchten alle Konkurrenten ihren KundInnen vermitteln: „Wir wollen uns neuen Sachen gegenüber aufgeschlossen zeigen“, wie die Sprecherin von Aldi Süd sagte.

Dem Hersteller von neuen Kühlsystemen, der Kölner Linde AG, nützen schöne Worte wenig. Erst in der vergangenen Woche hatte Linde eine mit Propan betriebene Kühlanlage für Supermärkte vorgestellt. Und schon früher hatte der deutsche Vorreiter für alternative Großkälteanlagen eine Ammoniak-Anlage auf den Markt gebracht. Lediglich eine Einzelhandelskette aber war bereit, die Anlage zu ordern. Welche das ist, verriet der Linde-Sprecher nicht. ufo