Neptun seilt sich vom Bremer Vulkan ab

■ Die Neptun Industries in Rostock lösen sich als erstes Tochterunternehmen aus dem Bremer Vulkan Verbund

Der Bremer Vulkan Verbund löst sich auf. Als erstes Tochterunternehmen ist die Neptun Industries Rostock aus dem Verbund ausgeschert. Sie wurde rückwirkend zum 1. Januar 1996 an die Neptun Vermögensverwaltungs GmbH in Berlin übertragen. Die Gesellschaft gehört Jobst Wellensiek, Vergleichsverwalter des Vulkan- Konzerns in Bremen.

Wieviel Wellensiek der Deal gekostet hat und ob überhaupt Geld geflossen ist, blieb unklar. „Wir haben diesen Zwischenerwerber geschaffen“, sagte eine Sprecherin der Treuhandnachfolgerin BvS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben). In den kommenden sechs Monaten wolle man einen industriellen Partner für Neptun finden. Die Gläubigerbanken des Betriebs hatten gefordert, daß das Unternehmen sich von der Vulkan-Mutter abkoppelt. Andernfalls würden sie keine weiteren Kredite auszahlen.

Durch die Zwischenlösung sei Zeit gewonnen, glaubt die BvS. Sie hofft, daß mit Wellensiek die noch ausstehenden 120 Millionen Mark Investitionen an Neptun Industries (NIR) fließen. In den Verträgen zwischen der Treuhand und dem Bremer Vulkan hatte sich der Westkonzern 1993 verpflichtet, insgesamt 357 Millionen Mark in die marode Neptun-Werft zu stecken. Nur ein Teil davon ist aber geflossen.

Friedrich Hennemann, mittlerweile geschaßter Vorstandschef des Vulkan, hatte Neptun zusammen mit der Boston Consulting Group ein Sanierungskonzept verpaßt. Damit NIR in den „maritimen Technologiekonzern“ Vulkan paßte, sollten die NIR-Arbeiter keine Schiffe mehr bauen, sondern nur noch reparieren und modernisieren. Ein neues Geschäftsfeld dachten sich die Strategen ebenfalls aus: Im Land der Plattenbauten sollten die ehemaligen Werftarbeiter Fertighäuser herstellen. Von den ehemals 7.000 Arbeitern behielten rund 1.200 ihren Job.

Die NIR sind nach eigenen Angaben heute „weitgehend ausgelastet“. Von den 13 Tochterunternehmen sitzen zwei in Bremen. Die Vulkan-Engineering konstruiert Blockheizkraftwerke und Windkraftanlagen, bei Markor denken Ingenieure über Lukendeckel für Schiffe nach.

Nach bisherigen Erkenntnissen hat der Vulkan bei NIR keine Steuergelder abgezogen. Von den Standorten Volkswerft Stralsund und der Meerestechnik Werft Wismar hatte Hennemann 850 Millionen Mark nach Westen verschoben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Wochen gegen ihn.

Die Landesregierung in Schwerin verhandelte gestern mit Heinrich Hornef, Präsident der BvS, über die beiden Werften. Das Land ist bereit, sich an ihnen zu beteiligen. Unklar ist jedoch, in welcher Höhe. Ulrike Fokken