■ Kommentar
: Wunderkind

In Zeiten einer Haushaltssperre und dem allerorten beschworenen Zwang zum Sparen wirkt die Leichtfertigkeit, mit der die Hansestadt im Alten Land mit Millionen jongliert, zynisch. Vollkommen gleichgültig dabei ist, daß die Sietas-Sache nicht erst seit vorgestern eine beschlossene ist. Daß über Monate ohne gute Begründung darauf beharrt wird, macht es noch schlechter erträglich.

Da braucht also die Neuenfelder Werft – die allgemein als Wunderkind in der Schiffbauwelt gefeiert wird – ein breiteres Sperrwerk, um Aufträge für größere Schiffe und selbige dann auch in die Elbe zu bekommen. Und weil es ja auch um Arbeitsplätze geht und die Straße auch von zahlreichen Tagesausflüglern genutzt wird, gilt das Ganze – zur Hälfte – als öffentliche Aufgabe.

Ohne nachzurechnen, aufzuschlüsseln und öffentliche Notwendigkeiten von privatwirtschaftlichen Wünschen zu unterscheiden, machen Hamburg und Sietas einfach halbe-halbe. Als habe man nur eben eine Kutterscholle miteinander verspeist, einige Bierchen dazu getrunken – und wolle nun dem Kellner das mühsame Auseinanderdividieren ersparen. Wäre ja auch irgendwie kleinlich – und das mag der Altländer ebensowenig wie den allzu neugierigen Blick in die Bilanzen.

Zu schlechter Letzt setzt sich der Senat über Parlamentsbeschlüsse hinweg, verzichtet auf Sicherheiten und erklärt das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens für nicht existent. Als würde ein Kumpel, mit dem man erstmal ein paar Biere getrunken hat, einen bestimmt nicht im Stich lassen.

Die täglich neuen Meldungen über die schlechte wirtschaftliche Lage gerade auch der Werften gebieten – selbst bei einem Wunderkind – zumindest ein wenig Skepsis. Stefanie Winter