■ Linsen Soufflé
: Alle wollen ins Weiße Haus

Das Hollywoods Berühmtheiten nicht immer berühmt waren ist klar, daß viele von ihnen vor ihrem Starstatus so ziemlich alles gemacht haben, um eben diesen zu erreichen auch. Trotzdem ist es immer wieder amüsant, wenn sie versuchen, ihre Jugendsünden in die Finger zu bekommen und zu vernichten.

Sylvester Stallone zum Beispiel fiel bei dem Versuch, die Pornofilmchen, in denen er mitgespielt hatte, aufzukaufen böse auf die Schnauze. Die Filme wurden mit neuen Titeln versehen („Bocky – ein Mann steckt einen weg!“) zu Rennern in den Videotheken. Der ach so sympathische Robin Williams hatte jetzt mehr Glück. 375.000 Dollar zahlte Witzbold Williams, um eine Szene aus einem Softsexfilm der frühen siebziger Jahre herausschneiden und verbrennen zu lassen. Komisch, in „König der Fischer“ läßt er doch seinen „kleinen Kerl“ ganz ungeniert im Wind und von den Leinwänden der Welt baumeln. Aber Williams macht ja in letzter Zeit mit Vorliebe Kinderfilme, da versaut sein Willy den Gesamteindruck. Als nächstes sehen wir ihn in einem Remake von „Der fliegende Pauker“ (1961). Komödienspezialist John Hughes ist der Favorit für die Regie.

Alle anderen starren derweil aufs Weiße Haus. Michael Douglas hat mit seinem „Hallo, Mr. President“ den Anfang gemacht. Jetzt wollen alle irgendwie im oder beim Weißen Haus eingesetzt werden. Harrison Ford spielt den Präsi und wird von rechtsradikalen Milizen entführt. In Tim Burtons „Mars Attacks!“ muß „Numero Uno“ Jack Nicholson den Angriff grüner Männchen abwehren. An seiner Seite: die First Lady (Glenn Close) und deren First Teenager (Natalie Portman aus „Leon“). Auch in John Carpenters „Escape from L.A.“ kommt der Präsi nicht allzu gut weg: Cliff Robertson spielt ihn als religiösen Fundamentalisten, der mit Erdbeben und Überschwemmungen fertig werden muß. Und in „Absolute Power“ (mit Clint Eastwood) ist der Präsident of the U.S. ein versoffener Vergewaltiger. Da wird Bob Dole wieder aufjaulen, aber auch das gehört ja zum Geschäft. Apropos: Regisseur Mike Nichols hat sich für 1,5 Millionen Dollar die Filmrechte an dem Schlüsselroman „Primary Colors“ gesichert, dessen anonymer Autor Bill Clintons Präsidentschaftskampagne aus dem Jahr 1992 mit anderen Charakteren nachzeichnet.

Andere Katastrophenfilme sind ebenfalls wieder in. Der Kampf um diverse Vulkan-Filme zum Beispiel wird immer heißer. Tony Scott überlegt noch, ob er „Ring of Fire“ zu seinem nächsten Projekt macht, da kann Roger Donaldson für seinen feuerspeienden Berg schon einen Gegenspieler nennen: Pierce Brosnan, gefragt wie nie, übernimmt die menschliche Hauptrolle. Ursprünglich war Michael Douglas dafür vorgesehen, doch der möchte lieber mit Düsterfilmer David Fincher „The Game“ (Psychothriller, mysteriöses Spiel etc.) drehen.

Was noch? Ach so, ja: Alfred Hitchcock wird gefleddert. Sid Sheinbergs Bubble Factory arbeitet fieberhaft an einem Remake des Klassikers „Spellbound“ (1945). Wie man hört soll das Skript von Eric Harlacher eine entschieden andere Handlungslinie als das Orginal mit Gregory Peck und Ingrid Bergman verfolgen. Und Warner macht „Bei Anruf Mord“ noch einmal. Milcho Manchevski hat die Regie abgelehnt, jetzt soll Roger „Killing Zoä“ Avary den Job übernehmen. Armer Hitch! Karl Wegmann