Angst in der Kulturszene

■ Haushaltssperre und neue Sparansinnen sorgen für Unsicherheit

Gehörige Verwirrung bei allen Kulturinstituten, die ihre Etats zum Teil aus Projektförderung bestreiten, grassiert nach der Haushaltssperre in der Kulturszene. Da die Subventionsempfänger alle von der Kulturbehörde noch keinen Bescheid über die Auswirkungen dieser Senatsentscheidung erhalten haben, können nur die staatlichen Institute relativ gelassen bleiben.

Gereon Röckrath von der Staatsoper sieht „durch die Bank“ keine Posten, die momentan noch disponibel sind, also von einer Sperre betroffen wären. Auch Peter Raddatz, Geschäftsführer des Schauspielhauses, fürchtet momentan nur um die solide Finanzierung von Gastspielen, die fest abgemacht, aber durch Projektgelder ermöglicht werden sollten.

Kunstvereins-Chef Schmidt-Wulffen oder Wulf Köpke, Direktor des Museums für Völkerkunde, machen sich dagegen Sorgen um Ausstellungsprojekte, die für den Herbst definitiv geplant sind. Ingo Mix, Sprecher der Kulturbehörde, trat diesen Sorgen aber gestern erneut entgegen: „Alle Projekte, die verbindlich geplant wurden, sind von der Sperre nicht betroffen.“ Problematisch sei es dagegen bei den Projekttöpfen, etwa Frauenkultur und Musikförderung. Diese meist kurzfristig vergebenen Gelder unterliegen dem Ausgabestopp.

Gleichzeitig wurden die Museumsdirektoren dieser Tage mit den zu erwartenden Sparansinnen für 1997 bekannt gemacht. 900.000 Mark Sachmittel und 1,5 Millionen Mark sonstige Ausgaben müssen die sieben staatlichen Museen nächstes Jahr wahrscheinlich aus sich herausquetschen. Auch die jetzigen und künftigen Intendanten der Staatstheater inklusive Kampnagel bekamen gestern die Zukunft ausgemalt. Oberbürgermeister Henning Voscherau lud sie gemeinsam ins Rathaus, um ihnen die Notlage der Stadt darzulegen und ihnen weitere schmerzliche Einschnitte für die kommenden Jahre anzukündigen. Till Briegleb