Die Gans versteckt die goldenen Eier

■ Hamburger Landesbank erzielt Rekordgewinn und hat Angst vor dem Verkauf

Ausverkauf trotz Rekordgewinn – mit leisem Ärger erwartet das Management der Hamburgischen Landesbank den Verkauf von bis zu 49 Prozent der hochprofitablen Stadtstaatsbank an die Konkurrenz. Vorstandsmitglied Christian Baldenius: „Wir müssen uns wohl damit abfinden, daß etwas geschieht.“

Nach Informationen der taz will der Senat den Deal noch vor der Sommerpause unter Dach und Fach bringen. Zwar ist noch nicht entschieden, wer den Zuschlag erhält. Das vom Management der Bank favorisierte Modell des Gangs an die Börse – sie würde Selbständigkeit und Eigenkapitalerhöhung erlauben, ohne sich einem großen Partner unterordnen zu müssen – hat allerdings nur noch eine geringe Chance. Der Grund: Während eine Großbank den Marktwert plus eines „strategischen Zuschlags“ zahlen dürfte, wäre beim Gang an die Börse ungewiß, wieviel Geld tatsächlich zusammenkäme.

Dabei legt die Gans, die der Senat jetzt notschlachten will, von Jahr zu Jahr goldigere Eier: Auf sagenhafte 342 Millionen steigerte die Hamburgische Landesbank 1995 ihr „Betriebsergebnis“, satte 25 Prozent über den schon erstaunlich guten Vorjahreszahlen. Möglich wurde diese außergewöhnliche Geldschwemme durch die Steuerflucht reicher Deutscher.

Die Bank langte vor allem bei Abschreibungsprojekten im Nahen Osten kräftig zu: Mit 6 Milliarden Mark Kreditvolumen kommt der ostdeutsche Immobilienmarkt bereits auf 60 Prozent des Immobiliengeschäfts der Bank. Auch der Ferne Osten sorgt für Freude: Mit mittlerweile 800 Schiffen, mehr als die gesamte deutsche Handelsflotte, hat die Landesbank eine führende Stellung unter den Schiffsfinanzierungsbanken der Welt.

Von der Landesbank beliehene Schiffe fahren unter 35 verschiedenen Flaggen, von Antigua bis Zypern. Dabei unterstützt die Bank auch jene – legalen – Steuerflüchtlinge, die koreanische Werften mit Hilfe der Bundesregierung sponsern. Durch Sonderabschreibungen und Verlustzuweisungen können sich deutsche Großverdiener gerade bei der Schiffsfinanzierung dumm und dämlich verdienen.

Dennoch darf sich die Stadt Hamburg, die bisher gerade mal 292 Millionen Mark Eigenkapital beisteuerte, freuen: Sie erhält 80 Millionen Mark. Ein Insider stöhnt denn auch: „Wir haben das teuerste Eigenkapital aller deutschen Banken.“

Tatsächlich darf sich der Senat nicht nur durch die lukrative Eigenkapitalverzinsung verwöhnt fühlen: Mit einer Aufstockung ihres Personalbestandes um 52 auf 1.670 MitarbeiterInnen machte sich die Bank auch um den städtischen Arbeitsmarkt verdient. Warum die Landesbank dennoch bluten muß? Ein Landesbanker: „Die HEW gelten als politisch sensibler. Deshalb müssen wir zuerst dran glauben.“

Florian Marten