Lopez rasiert erfolgreich

■ VW-Konzern scheffelte letztes Jahr mit 3,4 Millionen Autos viel Geld

Hannover (taz) – Einen Rekordumsatz und einen verdoppelten Gewinn hat der Volkswagen- Konzern im Jahre 1995 erzielt. Bei der Vorstellung der Konzernbilanz konnte VW-Chef Ferdinand Piäch gestern in Wolfsburg dennoch das Mäkeln nicht lassen: „Mit der Qualität des Ergebnisses können wir nicht zufrieden sein“, erklärte der Opernball- und Schröderfan, auch wenn VW unterm Strich das geplante Ergebnis erreicht habe. Der VW-Vorstand kündigte denn auch weiteren Arbeitsplatzabbau an.

Auf 336 Millionen Mark hat der Volkswagenkonzern im Jahr 1995 seinen Gewinn nach allen Steuern gesteigert – 1,1 Milliarden waren es vor dem Zugriff des Fiskus. Damit wurde das Vorjahresergebnis um 186 Millionen übertroffen, und von den zwei Milliarden Verlust im Krisenjahr 1993 redet inzwischen niemand mehr. Der Konzernumsatz wuchs 1995 um 10,1 Prozent auf 88 Milliarden Mark. 3,4 Millionen Fahrzeuge produzierte VW im letzten Jahr, zwölf Prozent mehr als 1994 und dies mit einer real sinkenden Zahl von Beschäftigten.

Zwar weist die Bilanz eine gegenüber dem Vorjahr eine unveränderte Zahl von 244.000 VW-Mitarbeitern weltweit aus. Dies nach Piächs Worten aber nur deshalb, weil die Beschäftigten der früheren Tochter Autolatina jetzt mit zur Konzernbelegschaft gezählt werden. Weitergehen soll der Personalabbau vor allem in den inländischen VW-Werken. Für die eigentliche Volkswagen AG, die ihren Gewinn im vergangenen Jahr sogar um 245 Millionen auf 410 Millionen erhöhen konnte, kündigte Personalchef Peter Hartz gestern einen weiteren Abbau von rund 5.000 Arbeitsplätzen auf 91.000 an.

Ferdinand Piäch, der den Aktionären gern mehr als eine um drei auf sechs Mark erhöhte Dividende pro Stammaktie gezahlt hätte, beklagte gestern Veränderungen bei den Kosten und Erlösen des Konzerns. Wechselkursveränderungen hätten das Ergebnis belastet, zumal der Exportanteil an den Umsätzen aufgrund der hohen Nachfrage im Ausland von 58,9 auf 60,8 Prozent gestiegen sei.

Außerdem halte der Trend zu kleineren und damit billigeren Fahrzeugen an. Das schlug sich in den Verkaufszahlen der Modelle Polo und Golf nieder. So stieg der Polo-Verkauf gegenüber 1994 um 152.000 Exemplare, während der Absatz des Golf um 50.000 Exemplare zurückging. Allerdings ist inzwischen ein Polo genauso groß und lang, wie es vor Jahrzehnten das erste Golf-Modell war. In ganz Westeuropa hat VW im vergangenen Jahr seinen Marktanteil um eine Prozentpunkt auf jetzt 16,8 Prozent erhöht, obwohl die Marke in Deutschland selbst nicht so schnell wuchs wie der Gesamtmarkt. Jürgen Voges