Alles o.k. – trotz Schneider und MG

■ Die spektakulären Pleiten der letzten Zeit sind in der Bilanz der Deutschen Bank schon gut vernarbt

Frankfurt/Main (AP/dpa/taz) – Obwohl die Deutsche Bank in letzter Zeit an mehreren Großpleiten beteiligt war, konnte sie im vergangenen Jahr das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte einfahren. „1995 war für die Deutsche Bank ein gutes Jahr“, sagte Vorstandssprecher Hilmar Kopper gestern kühl bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Vor allem durch den Handel mit Wertpapieren und Devisen kamen satte Gewinne in die Kasse. Auch die auf 1,3 Milliarden Mark fast halbierte Risikovorsorge für Problemkredite trug zu dem guten Ergebnis bei.

Insgesamt erwirtschaftete das größte deutsche Geldinstitut einen Jahresüberschuß von 2,1 Milliarden Mark; 1994 waren es noch 1,7 Milliarden Mark gewesen. Die 286.000 Aktionäre werden davon mit einer von 1,65 auf 1,80 Mark angehobenen Dividende pro Fünfmarkaktie profitieren.

Ärgern müssen sich hingegen die SteuerzahlerInnen: Die Deutsche Bank schreibt ihre Verluste durch den Zusammenbruch des Immobilienimperiums von Jürgen Schneider und die Metallgesellschaft einfach ab. Auch andere faule Kredite wurden so auf die Allgemeinheit umgelegt. Außerdem kommt ein immer größerer Teil der Erträge des Konzerns aus Geschäften im Ausland, wo die Steuersätze zum Teil niedriger liegen. So zahlt die Deutsche Bank für 1995 nur 1,4 Milliarden Mark in Theo Waigels Kasse; 1994 waren es noch 1,8 Milliarden Mark gewesen.

Auch das Investmentbanking hat die Bilanz des Branchenprimus in die Höhe getrieben. Sehr zum Ärger vieler der 52.000 deutschen MitarbeiterInnen und auch einiger Vorstandsmitglieder hatte Vorstandschef Kopper den Geschäftsbereich Investmentbanking von Frankfurt nach London verlagert. Unter dem Namen Deutsche Morgan Grenfell sollen große Unternehmen an die Börse gebracht werden – ein Geschäft, das als besonders zukunftsträchtig und lukrativ gilt und in dem die Deutsche Bank bisher kaum eine Rolle gespielt hat.

Im Inland werden hingegen weiter Leute rausgeschmissen. Kopper, dem allgemein keine großen Fähigkeiten bei der Personalführung nachgesagt werden, hat eine radikale Umstrukturierung des größten deutschen Kreditinstituts eingeleitet. Demnächst sollen bundesweit nur noch vier Zentren den Zahlungsverkehr abwickeln. Außerdem sollen Überschneidungen von Kompetenzen abgebaut werden. Die Bank 24, die per Telefon und Computer mit ihren KundInnen in Verbindung steht, wird weiteren Alt-Deutsche-Bankern den Job kosten. Bei dem neuen Tochterunternehmen gibt es geringere Löhne als im Stammhaus. Insgesamt ist von einem Personalabbau von etwa 20 Prozent bei der Deutschen Bank die Rede.

Aus Sicht des Konzerns aber wird laut Kopper auch 1996 ein gutes Jahr werden. Chancen für die angestrebte Ausweitung des Geschäfts sieht er allerdings nur in außereuropäischen Wachstumsmärkten. Hierzulande soll die Schrumpfung weitergehen. aje