Ein Haus der Zukunft für Lüssum

■ Kirche, Sozialeinrichtungen und Senat legen Grundstein

Lüssum, der Stadtteil ganz weit draußen im Bremer-Norden. Lüssum, das bedeutet trostlose Wohnblocks, Hochhäuser, „sozialer“ Wohnungsbau. Das bißchen Platz zwischen den Wohnriegeln heißt im Behördenjargon „Rasenabstandsfläche“. Zu wenig Platz zum Spielen in einem Stadteil, der im Verhältnis zur Gesamtstadt mehr als doppelt soviele Kinder und Jugendliche hat.

„Lüssum ist das, was man einen sozialen Brennpunkt nennt: 30 Prozent Ausländer, 20 Prozent Aussiedler, niedriges Bildungsniveau, schlechte Infrastruktur“, sagt Heike Binne, die hier im Nachbesserungsprojekt, einer Kooperationsstelle zwischen Bau- und Sozialressort, arbeitet. Gemeinsam mit den BewohnerInnen gibt sie Anregungen für Renovierungen, Spielplätze und Grünflächen. Gestern konnte sie den Grundstein für das Projekt legen, das ihr seit vier Jahren besonders am Herzen liegt – ein Haus der Zukunft für Lüssum.

„Als wir Anfang 1990 einen Hortanbau für den kirchlichen Kindergarten planten, stellten wir fest, wie wenig es hier für Erwachsene gibt. Es fehlen Treffpunkte, Sportmöglichkeiten, Beratungsstellen usw.“, schildert die 37jährige den Mangel im Stadtteil. MitarbeiterInnen aus kommunalen, sozialen und kirchlichen Einrichtungen setzten sich mit Lüssumer BürgerInnen an einen Tisch und gründeten den Verein „Haus der Zukunft e.V.“ . Entstehen soll bis Anfang 1997 das zweistöckige Begegnungszentrum gepaart mit sozialen Dienstleistungen, ein Ort für die vielen unterschiedlichen Gruppen und Nationalitäten.

Ein Café als „kommunikatives Herzstück“, Seminare der VHS, Spielkreise, AusländerInnenberatung, Sport, einen Mittagstisch für alleinstehende alte Menschen – das alles und noch mehr werden die Lüssumer dann unter einem Dach nutzen können. Um die Finanzierungsmöglichkeiten hat sich die Planungswerkstatt Bremen gekümmert; herausgekommen ist eine Mischkalkulation aus Städtebauförderungsmitteln, Stiftungen, Geldern der Sozialsenatorin und der Kirche.

Schon die Entstehung des Hauses zeige zukunftsweisende Wege für Projekte dieser Art, meint Dieter Sudbrink von der Planungswerkstatt: das Bauamt hat die kostenlose Bauplanung übernommen, die Architektin der Planungswerkstatt macht die Bauleitung und integriert damit gleichzeitig ein überbetriebliches Beschäftigungsprojekt, das zwanzig Bauleute umschult. Diese wiederum bilden mit den Fachleuten eines Bauunternehmens ein Team.

„Hier können wir sehen, das Beschäftigungsmaßnahmen nicht das Handwerk verdrängen, sondern die Auftragsvergabe an einen Bremer Betrieb erst ermöglichen. Ohne diese Finanzierung wäre das gar nicht zustande gekommen“, unterstreicht Dieter Sudbrink. Wenn es um das Haus der Zukunft geht, bilden übrigens auch städtische und kirchliche Funktionsträger ein Team. Das sei so etwas wie „kommunale Ökumene“, sagte der Präsident der Bremischen Ev. Kirche, Heinz Hermann Brauer. Von der Kirchengemeinde Lüssum, die das Grundstück für das neue Haus zur Verfügung stellt, ging der Impuls für das Zukunfts-Haus ursprünglich aus. hof

Pastor Lütger Vogert: „Wir verstehen uns als Kirche im Stadtteil und überlegen, was die Leute hier brauchen, unabhängig davon ob sie in der Kirche sind“. Daß das Haus der Zukunft eine Konkurrenz vor der eigenen Kirchentür werden könne, glaubt er nicht: „Was kann mir besseres passsieren, als Profis hier zu haben, wo ich die Leute hin vermitteln kann. Ich bin immer noch begeistert von dieser Pfundsidee“.