Verschobene Wahrnehmung

■ betr.: „Nach dem Verbot Blocka den und Randale“, taz v. 18.3.96, „Kinkel und Kanther: Gewalttäter raus!“, taz vom 19.3.96

Da haben also KurdInnen versucht, ihre „Teilnahme an einer verbotenen Großkundgebung in Dortmund zu erzwingen“. Ich frage mich, wie es zu einer so merkwürdigen Wahrnehmungsverschiebung selbst innerhalb der sich kritisch gebenden Presselandschaft kommen kann. Denn, wer hier was erzwingt, dürfte bei über 8.000 PolizistInnen und abgesperrtem Hauptbahnhof ziemlich offensichtlich sein: Von der Polizei als „Erzwingungsstab“ (Max Weber) muß mensch nicht gehört haben, um zu sehen, daß das Verbot und seine Durchsetzung Zwangsmaßnahmen sind. Und zwar Maßnahmen, die nicht herauszulösen sind aus dem Repressionspaket gegen kurdische Menschen in der BRD.

[...] Daß die Herren des europäischen Hauses weniger Benimmregeln für Cocktailparties vorschreiben als politisch-strategisch über Menschenleben hinwegkalkulieren, ist seit der Abschaffung des Asylrechts ... nicht gerade gehütetes Geheimnis. Jens Kastner, Münster