Kirch startet digital

■ Aus zwölf Versuchsprogrammen beim digitalen TV sollen im Mai 50 werden

Berlin (taz) – Monatelang machte Kirch-Geschäftsführer Gottfried Zmeck immer nur geheimnisvolle Andeutungen. Man werde auf jeden Fall die Nase vorn haben beim Start des digitalen Fernsehens in Deutschland – aber mit wie vielen und welchen Programmen, das wurde nie verraten. Letzte Woche gab es dann offenbar doch ein Leck in der sonst so gut abgeschotteten Öffentlichkeitsarbeit der Kirchgruppe. Am Wochenende konnte jedenfalls der Spiegel vorab berichten, was Kirch eigentlich erst zu Wochenanfang mit großem Brimborium verkünden wollte: Ab Mai sollen rund 50 Kanäle abonniert werden können, zumindest in einigen regionalen Pilotprojekten für digitales Fernsehen, darunter Berlin.

Mit erst einmal zwölf Kanälen will Kirch heute sein Versuchsprogramm über den Astra-Satelliten 1E starten. Die Markteinführung von „DF 1“ ist nach Spiegel-Informationen für Juli vorgesehen, im Herbst müßten dann die Marketingkampagnen für das Weihnachtsgeschäft beginnen. Schließlich müssen die Kunden erst einmal überzeugt werden, sich einen rund 1.000 Mark teuren Decoder für die verschlüsselten Programme anzuschaffen – oder ihn zu mieten.

Ob die Zuschauer dann bei Kirch – oder bei den Konkurrenten um den Bertelsmannkonzern anbeißen, wird sich vor allem am Angebot entscheiden. Kirch will neben Spielfilmkanälen (Starkino, Filmpalast, Cine Royal) unter anderem zwei Dokumentationskanäle (Documania, Leonardo), vier Serien- und zwei Kinderkanäle anbieten, einen für klassische Musik und einen für Heimatfilme. Das Grundpaket soll pro Monat 28 Mark, alle Kanäle zusammen 60 Mark kosten. Allerdings: Für Top- Sportereignisse oder Filmpremieren wird noch einmal extra zu zahlen sein (Pay-per-View).

Konkurrent Bertelsmann zeigt bisher ein Versuchsprogramm mit Hilfe seines französischen Partners Canal+. Der Pay-Sender, der schon über vier Millionen Abonnenten hat, wird auf europäischer Ebene auch die Uraufführung bieten: 28 Kanäle, die bereits laufen und am Mittwoch feierlich in Paris präsentiert werden, sind ab 27. April in ganz Frankreich zu abonnieren. MR