Bunt, fröhlich, laut und teuer

■ Zu Lande, zu Wasser und in der Luft: Der Schlachtplan für den 807. Hafengeburtstag vom 10. bis 12. Mai steht Von Ulrike Winkelmann

Massenweise maritimes Flair, scharenweise freundliche TouristInnen und ungeheuer viel Gastronomie zu stabilen Preisen versprachen die Organisatoren des 807. Hafengeburtstags der versammelten Presse gestern pünktlich zum ersten April.

Ein wie üblich launig-jovialer Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus beschwor den Neid anderer Städte auf Hamburgs Hafen sowie dessen wirtschaftliche Bedeutung – zu Einschränkungen und Nebenwirkungen lesen Sie Seite 21 – und berichtete von 60.000 bis 80.000 Arbeitsplätzen, die „im weitesten Sinne vom Tourismus abhängig sind“. Deshalb müsse der Hafen aus den „negativen Schlagzeilen“ heraus, sonst drohten die bekannten Strafen zwischen Verlust-der-Konkurrenzfähigkeit bis Untergang-des-Abendlandes.

Also gut: So groß und schön war noch kein 807. Hafengeburtstag. Mindestens eine Million BesucherInnen sollen vom 10. bis 12. Mai in Övelgönne und auf der „Bunten Meile“ zwischen Fischmarkt und Baumwall sowie in der Speicherstadt mit Amuse- und Entertainment bombardiert werden. Zu Land, zu Wasser und in der Luft werden pausenlos Kriegs- und Polizeigeräte für Spiel, Spaß und Spannung sorgen: Die Bundesmarine ist mit U- und anderen Booten vor Ort, der Polizeihubschrauber „Libelle“ wird fröhliche Kreise ziehen.

Aber auch die zivile Wasser- und Luftfahrt ist mit Segelschiffen und Heißluftballons vertreten. Letztere sollen möglichst – und wie im vergangenen Jahr beinahe geschehen – nicht zusammen mit dem Feuerwerk losgehen. „Das wäre furchtbar gewesen, was wir dann alles gesehen hätten“, so Christoph Schumann, Yacht-Redakteur und gestriger Presse-Conferencier, feierlich.

900.000 Mark kostet dieser Geburtstag; 200.000 Mark davon schießt der Senat zu, der Rest kommt von Sponsoren. Dem gegenüber steht die Hoffnung auf geschätzte 13 bis 14 Millionen Mark, welche die Geburtstagsgäste auf der „Bunten Meile“ ausgeben sollen. Da Stehen und Staunen appetitfördernd wirken, sind vorsorglich vierzig Prozent der Hafenpromenade an Freßstände vermietet worden.

Aber auch die Ohren bekommen reichlich geboten: Verdi-Opern in der Speicherstadt, unbekannte Cover-Bands (von der Westernhagen-Kopie „Pfefferminz“ bis zur ZZ Top-Doublette „Bar B.Q.“). Überdies gibt's ein Dampfpfeifenkonzert, eine Wasserski-Parade je nach Wassertemperatur mit oder ohne Hochzeitspaar sowie die Ausstellung „Aphrodisia 96“ über die erotisierende Wirkung von Gewürzen mit Erfahrungsberichten von Besucher(inne?)n im Gewürzmuseum „Hot Spice“. „Zwischendurch: Fechtende Piraten entern den Museumshafen“, steht ebenso knapp wie suggestiv auch noch im Programm.

Gegenüber den ehemals besetzten Häusern an der Hafenstraße soll auf der „Amerikanischen Meile“ der „American Way of Life in allen seinen Facetten“ präsentiert werden. Welcher Natur die diesjährige Alternativ-Party der HafensträßlerInnen sein wird, wurde gestern noch nicht verraten.