Mit den Yogis aus der Krise

■ Naturgesetz-Partei hebt ab: Die Alternative zum Bündnis für Arbeit

Als Fundament für den yogischen Flughafen liegen vier grüne Matratzen auf dem blanken Boden. Mit verknoteten Beinen kauert der Flugschüler in einem weißen Jogging-Anzug auf der yogischen Startbahn, tief in sich gekehrt. Rolf Gutenberger pumpt Luft in seine Lungen, einmal, zweimal, wirft den Kopf in den Nacken, zuckt in den Lenden, dann hebt der hagere Mann ab. Einen Moment lang fliegt er, schwebt 40 Zentimeter über der Matte. „Vorher sende ich einen geistigen Impuls, basierend auf einem Gefühl tiefer Freude“, sagt er, sicher zur Erde zurückgekehrt.

Solche wundersamen Dinge spielen sich aber nicht nur im fernen Indien ab, sondern auch an der Bremer Parkstraße. Von hier aus sendet die Naturgesetzpartei ihre Energien aus, um die Wirtschaft dieses Landes vor dem Untergang zu retten. Für die Yogi-Jünger liegt es auf der Hand: Ein ganzheitliches wirtschaftspolitisches Konzept erfordert Kreativität sowie ein streßfreies gesellschaftliches und individuelles Bewußtsein, heißt es im Parteiprogramm. Die transzendentale Meditation hat sich als Technik bis in akademische Kreise herumgesprochen. Landesvorsitzender der Partei ist Professor Klaus Kairies, Dozent an der Hochschule für Wirtschaft in Hannover. Die mit positiver Energie geladenen Yogis sollten die wirtschaftliche Krise mit ihrem segensreichen Einfluß kurieren.

Die schwere Krise des Vulkan müsse zum Einsatz ganz neuer Konzepte in der Wirtschaftspolitik führen. 7.000 yogische Flieger in Bremen würden ausreichen, die kosmische Großwetterlage so stark zu verbessern, daß wir alle kreativer, Arbeitnehmer glücklicher und zufriedener würden“, erklärt Stefan Krull, schnauzbärtiger Beisitzer – Ordnung muß sein im Parteivorstand. Sofort könnte der Sechs- Stunden-Arbeitstag eingeführt werden – statt Bündnis für Arbeit Bündnis mit dem Naturgesetz. Die Arbeitgeber würden nie mehr über geplatzte Aufträge fluchen: „Wenn es überhaupt noch zu wirtschaftlichen Rückschlägen kommt“.

Weltweite Studien hätten die Richtigkeit dieser Yogi-Politik bewiesen. „Der Senat kann für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger Stellen ausschreiben, um das yogische Fliegen zu erlernen“, sagt Professor Kairies. Sie würden sowieso von der Gesellschaft bezahlt, da könnten sie auch durch yogisches Fliegen helfen, alles besser werden zu lassen. Denn die Natur gehe ihren Gang. Der Mensch müsse sich darauf einlassen.

Yogi Gutenberger hat sich vor vielen Jahren „sehr intensiv“ auf die Gesetze der Natur eingelassen. „Mein großes Vorbild,ein Maharishi(großer Meister) aus der Karibik, ist körperlich viel schwerer, aber doch so leicht, daß ich manchmal nur mit den Augen blinzele und schon ist er weit vor mir und ich will ihm dann sofort nach“.

Gutenberger weiß um den langen Weg, den er zur echten Perfektion noch zurücklegen muß. „Aber die Leichtigkeit des Hüpfens ist schon sehr schön und es gibt ein ergreifendes Gefühl der Freude“. Den Yogi nach dem Demonstrationsauftritt in der Parteizentrale zu messen, wäre freilich ungerecht: In einem geschlossenen Raum sind große Ausflüge nicht möglich und Yogi-Fliegen hat mit astralem Durchdringen von Materie nichts zu tun. Außerdem verstößt die Astraltheorie gegen das Naturgesetz. sf