Sanssouci
: Vorschlag

■ Für Bastler und alle anderen: Mouse on Mars im Knaack

Auch wenn man sich am Anfang der zweiten Mouse-on-Mars- Platte „Iaora Tahiti“ auf einer Soundscheibe der japanischen Avantgarde-Easy-Listening-Popband Pizzicato5 wähnt – Mouse on Mars machen elektronische Fizzelmusik. Kann man auch Ambient zu sagen. Dabei kommen sie nicht wie der leitende Wegweiser Aphex Twin aus einer Garage an der britischen Küste oder aus ehemaligen Fabrikhäusern in Detroit oder Chicago. Sie sind irgendwo in Westdeutschland zu Hause, und wahrscheinlich wäre ihnen eine Besprechung im Zusammenhang mit Tortoise lieber, als mit Techno oder eben Ambient in Verbindung gebracht zu werden. Jan und Andi machen elektronische Musik, die sich auf vielen Ebenen bewegt, die ebenso als Soundtrack für ruhiges Straßenbeobachten taugt wie zum Ausprobieren irgendwelcher 303-High-Tech-Geräte.

Die beiden Marsmäuse brachten vor zwei Jahren ihre erste Platte „Vulvaland“ raus, und die steht im Ambient-Schrank unter Konzeptkunst. Auch bei „Iaora Tahiti“ kann man sich vorstellen, auf einer Insel zu stehen: Noisiges Rauschen, zwischen Hintergrund und Vordergrund hin und her gemischt, dezente Trommeltöne, leicht psychedelisch-verzerrte Erinnerungen an die Geräusche von Regenwürmern und kleinen Insekten. Das Ergebnis ist dennoch keineswegs das, was etwa Christian Markley mit seinen Real-Sound-Samplings macht. Mouse on Mars machen absichtlich Musik daraus; das Geräusch als solches, ohne Klangteppich, ist nicht ihr Konzept.

Unter Mouse on Mars stellt man sich brilletragende Bastler vor, die beim Auffinden eines Sound-Bausteins in Ekstase geraten. Doch tatsächlich stehen diesem Bild zwei Jungs entgegen, die mehr den College-Rockern von Ween entsprechen. Das Angenehme bei Mouse on Mars ist, daß sie nur selten und dann auch nicht aufdringlich Spaßmusik machen. Außerdem liegt ihnen einiges an Dub, und somit kann man sich auch als Dub-Freundin von Mouse on Mars begeistern lassen. Die Vermischung findet zwischen dem DJ-Wissen um Klang, Pop, Melodie und Störung und dem unorthodoxen Benutzen von Inputs statt. So werden sich heute abend im Knaack wohl Bastlertypen still neben elektronische TanzanhängerInnen stellen. Als Chill-out-Ambient- Musik würden Mouse on Mars jedem Rave-, House-, Techno- und Drum&Bass-Event gut tun. Annette Weber

Heute, 21 Uhr, mit Pram, Knaack, Greifswalderstraße 224