„Ich kann keine Straßen reparieren“

■ Der Bukarester Ilie Nastase weiß, wie man erfolgreich Tennis spielt. Jetzt will er unbedingt Bürgermeister seiner Heimatstadt werden

taz: Was werden Sie als erstes für Bukarest tun, wenn Sie gewählt werden?

Ilie Nastase: Schwer zu sagen. Alle verlangen von mir, daß ich die Löcher stopfe. Aber ich habe Prioritäten. Ich muß sehen, woher ich Geld bekomme. Es ist zu früh, diese Frage zu beantworten. Mit dem jährlichen Stadtbudget von 600 Milliarden Lei (450.000 Mark, d. Red.) kann man nichts anfangen. Damit kann man nicht einmal halb Bukarest verwalten.

Was ist Ihr Programm, was versprechen Sie Ihren Wählern?

Ich mache keine Versprechungen. Wenn man kein Geld in den Taschen hat, kann man keine Versprechungen machen.

Sie sind hier sehr populär. Erwarten Sie, daß das ausreicht, um gewählt zu werden?

Ich werde den Wählern mein Programm zeigen, und wenn es ihnen gefällt, werde ich Bürgermeister werden. Wenn nicht, sollen sie wählen, wen sie wollen.

Was steht denn im Programm?

Ich will etwas Korrektes machen. Ich glaube, wenn man ein Mensch mit Herz und Verstand ist, darf man nicht irren. Und sowieso: Schlechter als es jetzt in Bukarest ist, kann ich es auch nicht machen.

Wird Ihnen denn die lokale Mafia erlauben, alles so richtig zu machen, wie Sie sagen?

Lokale Mafia? Welche lokale Mafia? Nur, was die Menschen wollen, werde ich machen.

Aber Sie haben behauptet, daß Sie nicht genug Geld haben. Womit wollen Sie das machen, was die Menschen wollen?

Mit dem Geld, das schon da ist, mit den 600 Milliarden Lei. Das soll wenigstens in gute Hände fließen und nicht in die Taschen der anderen, in die falschen Taschen.

Glauben Sie, daß man die Straßen damit reparieren kann?

Ich weiß nicht. Das ist eine schwere Frage, denn ich mache das ja nicht selbst. Ich kann keine Straßen reparieren, ich weiß nicht wie das geht. Wenn ich Geld haben werde, dann könnte ich sie vielleicht reparieren.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Das ist schwer. Ich muß den Leuten erklären, wer ich bin, denn ich will nicht nur als Tennisspieler gewählt werden. Es ist furchtbar, die Leute sagen zu mir: „Du kennst Dich nicht aus“. Gibt es denn eine Universität, wo man „Bürgermeister“ lernen kann? Ich kenne sie nicht. Ich glaube nur, daß ich aufgrund meiner 30jährigen Erfahrung der Stadt viel bringen kann.

Warum kandidieren Sie ausgerechnet für die PDSR?

Es ist meine Entscheidung. Ich weiß, daß sie Fehler gemacht haben. Aber was ich machen will, hat nichts zu tun mit dem, was diese Partei ist.

Warum haben Sie sich gerade die Iliescu-Partei ausgewählt?

Das ist meine persönliche Entscheidung. Als ich vor zwei Monaten der PDSR beigetreten bin, habe ich nicht erwartet, daß ich wirklich Bürgermeister werde.

Kennen Sie Herrn Iliescu?

Ich glaube, das ist eine Beleidigung für Herrn Iliescu. Ich glaube, Sie kennen ihn, er ist ja der Staatspräsident.

Ich meine, ob Sie ihn persönlich kennen?

Ja, ich habe ihn ein paar Mal getroffen. Ich weiß nicht viel über seine Tätigkeit. Ich weiß aber, daß er ein sehr guter Politiker ist. Mehr kann ich nicht sagen. Interview: Daniel Asche, Bukarest