Ladenschluß im Internet

■ Bremens erstes Internet-Café könnte ins Viertel kommen

Eine Bereicherung für das Ostertorviertel: das Internet-Café. So schallt es aus den Parteien. Sogar Betreiber gäbe es dafür – doch die Sache hat einen Haken: Die drei Bremen-Norder Computerfreaks Frank Breitwieser, Thorsten Junge und Mark Dittrich sollen keine Konzession für ihren Traum bekommen. Denn als Standort für ihr „mittelständisches Unternehmen“ haben sie ausgerechnet das ehemalige „Kaufhaus Ostertor“ ausgeguckt.

„Das hat keine Chance“, sagt Ortsamtsleiter Robert Bücking. Gegen einen neuen Gastronomiebetrieb am Ostertorsteinweg spreche ein Beiratsbeschluß. Doch über den grübeln die VertreterInnen von SPD, CDU, Grünen und AfB nun – mit unterschiedlichem Ergebnis. „Vor zehn Jahren wurde dieser Beschluß gefaßt. Höchste Zeit, ihn abzuschaffen“, sagt der Sprecher der AfB im Viertel, Pico Wilm. „Gut und richtig“ findet ihn dagegen der SPD-Abgeordnete Carsten Sieling. „Aber in diesem Fall muß eine Ausnahme möglich sein, die dreifach gut begründet ist.“

Daß der Beirat von seinem Beschluß abrückt, will auch der Sprecher der CDU-Fraktion im Beirat, Walter Liesmann, nicht ausschließen. Allerdings: „Wir wollen kein Rotlicht-Viertel mit einer Kneipe neben der anderen.“ Der Branchenmix im Viertel müsse erhalten bleiben. „Wenn man in diesem Fall eine Ausnahme macht, dann geht es los.“

Deshalb hat sich Bücking lange mit den potentiellen Betreibern unterhalten. Ergebnis: „Das Betriebskonzept basiert zu zwei Dritteln auf Einnahmen aus dem Kneipenbetrieb des Internet-Cafés.“ Bei einem echten Dienstleistungskonzept während der Ladenöffnungszeiten sähe die rechtliche Lage schon anders aus.

„Sowas geht nicht“, sagt dazu Betreiber-in-spe, Thorsten Junge. „Die meisten Leute kommen doch erst abends zu uns.“ Gerade im Viertel sei das so. Junges Traum: Im ersten Stockwerk des zweistöckigen Gebäudes stehen zehn bis zwölf Computer inklusive Pool, in den Neugierige ebenso eintauchen können wie Wissenshungrige. Diplomanden beispielsweise, die die Bibliotheken und Archive dieser Welt nach Material durchforsten und dazu ihre Tasse Kaffee trinken, oder die sich anschließend „über das Erlebte unterhalten.“

Vorerst unterhält sich Junge selbst: mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft – und demnächst vielleicht mit Beiratsmitgliedern. „Woher bekomme ich deren Adressen?“, fragt er unternehmungslustig. „Auf jeden Fall verfolgen wir unseren Plan weiter.“ ede