Weniger sozialer Frieden

■ betr.: „Tarife bald ganz ohne Part ner“, taz vom 21.3.96

„Wenn es nicht anders geht, werden wir eben ein bißchen weniger sozialen Frieden haben“, erklärte Werner Stumpfe, künftiger Präsident von Gesamtmetall. Das ist, das glaube ich ganz und gar, die Wahrheit. Diese Haltung, das ist die Wahrheit, jawohl. Was auch immer noch gesagt werden wird über das Bündnis für Arbeit. Selbst wenn es das eines Tages geben sollte, dieses Bündnis. An der Wahrheit wird es nichts ändern. Es kann kein Bündnis geben zwischen den Arbeitern und den Chefs. Die Chefs sind immer abscheulich, Ausbeuter, sie verachten ihre Arbeiter. Die Chefs heute, das sind die Vernichter von Arbeitsplätzen. Die, die die Arbeiter entlassen. Die, die nicht fragen, wieviel Gewinne sie mit ihren Arbeitern in guten Zeiten eingefahren haben in ihren Fabrikhöllen. Ein Chef, das ist jemand, dem Solidarität mit einem Arbeiter fremd ist. Der da, der Chef, ist solidarisch mit Aktienkursen, dem Weltmarkt, der Hölle des internationalen Wettbewerbs. Der Chef, das ist das ganze Unglück der Arbeiter und der Arbeitslosen. Und noch in der Einwilligung vieler Arbeitnehmer in ihr Unglück, darin ist der Chef. [...] Auch in der Politik gibt es nur Chefs. Auch in der Politik werden die Arbeiter, werden die Menschen verachtet, wird über die Menschen verfügt. Selbst über die Kinder, die künftigen Arbeitslosen, die künftigen Arbeiter, da in den Schulen. Und das weiß man immer. Auch, daß das vorbei sein wird. Man weiß noch nicht, wann. Richard Wolf, Darmstadt