So weit die Gorleben-Lügen tragen

Neue Wassereinbrüche und giftiges Gas im Salzstock waren für die Betreiber „zu erwarten“. BI sieht Beweis: Als Endlager sind die Schächte im Wendland definitiv ungeeignet  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Im löchrigen Gorlebener Salzstock haben die Endlagerbauer am Dienstag erneut einen mit Salzlauge und Gas gefüllten Hohlraum angebohrt. Damit tritt zur Zeit in den beiden Gorlebener Endlagerschächten gleich aus drei Bohrlöchern Wasser und teilweise auch Gas aus. Wie das Umweltministerium in Hannover gestern mitteilte, steht auch das zuletzt am Dienstag in Schacht I angebohrte Laugenvorkommen unter beträchtlichem Überdruck.

Ein Druck bis zu 46 Bar sei gemessen worden, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums. Die Menge der dort austretenden Lauge lasse sich zur Zeit noch nicht bestimmen, da aus dem Bohrloch überwiegend ein Gemisch von Kohlenwasserstoffgasen entweiche. Weil das aus den Bohrlöchern austretende Gas etwa zur Hälfte aus giftigem Methan besteht, haben die Gorlebener Bergleute unter Tage weiterhin wenig zu tun. Von insgesamt drei Baustellen, an denen Stollen vorangetrieben werden, ist nur eine in Betrieb.

Ein Sprecher der Deutschen Gesellschaft für den Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) schloß gestern auch für das zuletzt angebohrte Laugenvorkommen eine Verbindung nach oben zum Grundwasser aus. Dies ergebe sich aus den Druckmessungen, für die man das Bohrloch wieder verschlossen habe und die einen sich langsam immer weiter aufbauenden Druck ergeben hätten. Die Eignung des Salzstockes zum Endlager sah DBE-Sprecher Hans Jürgen Krug durch die angebohrten Laugenvorkommen denn auch nicht gefährdet. Schon 1990 in ihrem gemeinsamen Zwischenbericht zum Endlagerprojekt hätten DBE und Bundesamt für Strahlenschutz darauf hingewiesen, daß im Salzstock Laugen- und Gaseinschlüsse zu erwarten seien.

Gerade unter Berufung auf diesen Zwischenbricht mißt allerdings die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg den Laugenzuflüssen „erhebliche Bedeutung für die Endlagersicherheit zu“. BI-Sprecher Ehmke verweist darauf, daß dieser Bericht vor Zutritten von Grundwasser in das Endlager über die eingeschlossenen Laugenvorkommen warnt. So bewertet der Bericht die im Salzstock eingeschlossenen Laugenvorkomen mit den Worten: „Zwischen den eingeschlossenen Lösungsnestern, die in die Grubenräume ausfließen und nach bestimmter Zeit versiegen, und dem Nebengestein oder Deckgebirge bestanden ursprünglich Wegsamkeiten (Verbindungen zum Grundwasser, d. Red.), welche bisher verschlossen waren. Durch das Ausfließen der Lösungen werden diese alten Wegsamkeiten erneut mobilisiert.“

Auch nach Ansicht des Bundesamtes für Strahlenschutz kann also das Ablassen der Lauge dazu führen, daß alte Verbindungen zwischen Salzstock und Grundwasswer sich erneut öffnen. Nach Auffassung von Wolfgang Ehmke kommt denn auch „niemand an der jetzt angebohrten Störzone im Salzstock vorbei“. Der Gorlebener Salzstock sei eben definitiv als Endlager ungeeignet.