„Augen aufmachen“

■ UKE: Neue Expertise in dieser Woche

„Meine Mandantinnen, die noch leben, fragen, warum die Stadt nicht zahlt“, erklärt der PatientInnenanwalt Wilhelm Funke. Die Zivilkammer des Landgerichts Hamburg hatte sich Anfang März ziemlich eindeutig dahingehend geäußert, daß die gynäkologische Radiologie des Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE) gegen die Aufklärungspflicht bei BrustkrebspatientInnen verstoßen habe. Außerdem hegt das Landgericht den Verdacht, daß Frauen, die an Gebärmutterkrebs erkrankt waren, falsch behandelt wurden. Das Gericht empfahl jedoch eine außergerichtliche Einigung.

Anwalt Wilhelm Funke hat mittlerweile 50 Klagen von ehemaligen Patientinnen der gynäkologischen Klinik am UKE bei Gericht eingereicht. Die Schadensersatzforderungen belaufen sich jeweils zwischen 30.000 und 200.000 Mark. „Wenn ich das nicht getan hätte, hätte ich meine Anwaltspflicht verletzt“, sagt er. Denn noch steht nicht fest, ob die Stadt zahlen wird. Diese will erst das Ergebnis einer Expertenkommission der Deutschen Gesellschaft für Strahlentherapie abwarten, das für kommenden Freitag (12. April) angekündigt ist. Die Kommission soll im Auftrag der Wissenschaftsbehörde die Vorwürfe prüfen.

Nach Informationen der NDR Hamburg-Welle kommen die Experten zu dem Schluß, daß in der Frauenklinik des UKE Patientinnen mit Gebärmutterkrebs falsch behandelt wurden. Der Präsident der Fachgesellschaft bestreitet aber, daß dieses Ergebnis bereits feststehe und spricht von Spekulationen. Die vier Gutachter würden erst über Ostern abschließend beraten. Er kündigte aber schon jetzt an, daß „einige die Augen groß aufmachen werden“.

PatientInnenanwalt Funke forderte unterdessen in einem Schreiben an Bürgermeister Henning Voscherau und führende Hamburger PolitikerInnen, daß die Stadt endlich die Konsequenzen ziehen und strukturelle Veränderungen im UKE vornehmen müsse. Er denkt dabei an „Konfliktmanagement“.

Verfahren, die von renommierten MedizinerInnen entwickelt wurden, sollten stärker als bisher kontrolliert werden, so Funkes Forderung. Bisher hätten sie eher „als unantastbar“ gegolten und seien unhinterfragt geblieben.

Patricia Faller