Öligen Vögeln sei Dank

■ Meereschutz und sicherer Seeverkehr: Zentrale deutsche Forschungsstelle wird in Bremen gegründet

Wenn ein havarierter Tanker seine Fracht an Meeresstrände ergießt, ist das - bei aller Tragik - Rückenwind für die GAUSS. Bilder von ölverschmierten Vögeln machen der Öffentlichkeit klar, warum eine Gesellschaft für Umweltschutz und Sicherheit im Seeverkehr (GAUSS) notwendig ist. In Bremen wird die GAUSS mit Rückendeckung des Umweltbundesamtes als zentrale deutsche Forschungs- und Beratungsstelle im maritimen Umweltschutz aufgebaut.

Ein Zank zwischen Bremerhaven und Bremen um den Sitz der GAUSS hat den Start um Monate verzögert. Letztlich haben sich aber die drei beteiligten Senatsressorts - Häfen, Umwelt und Bildung - sowie die Hochschulen von Bremen und Bremerhaven zusammengerauft. Seit Februar hat Geschäftsführer Hans-Gerd Knoop sein Büro im „vorläufigen Sitz“ der gemeinnützigen GmbH in Gründung am Fachbereich Nautik der Hochschule Bremen bezogen.

Am 18. April muß die Finanzdeputation endgültig das o.k. geben. Eine Formalie, wie versichert wird. Jedes Ressort sowie die Hochschulen beteiligen sich mit 10.000 Mark am Stammkapital. Zusammen geben sie 600.000 Mark Starthilfe bis 1998. Später soll sich die GAUSS aus eingeworbenen Projektgeldern selber tragen.

Die ersten neun Projekte mit einem Volumen von 2,5 Mio Mark, davon 1,5 Mio vom Umweltbundesamt (UBA), sind schon vor der offiziellen Gründung angelaufen. Dabei geht es unter anderem um umweltgerechte Entsorgungsmethoden an Bord, den Aufbau einer Umwelt-Datenbank für den Seeverkehr oder die Entwicklung eines Saugers, um Öl aus dem Wasser zu holen. Kriterien für ein Prädikat „Umweltfreundliches Schiff“ werden ermittelt, Ölverschmutzungen an Küsten untersucht oder die Aufgaben der Küstenwache im Umweltschutz.

In Bremen bestehe eine ausgeprägte Kultur des maritimen Umweltschutzes, auch bei Reedern, Hafenwirtschaft und Hafenbehörde, heißt es lobend aus dem UBA. Erste Versuche in Hamburg hätten die notwenige Resonanz vermissen lassen. Das Umweltbundesamt hofft, mit der GAUSS die bestehende „thematische Lücke“ zwischen Umweltschutz und Seeverkehr zu schließen. Auch Knoop geht es nicht nur um Ökologie: Die Ar-beitsbedingungen der Seeleute und die ökonomischen Zwänge im Seeverkehr müßten unter die Lupe genommen werden. Ein Schiffsunglück wie der Untergang der Fähre Estonia in der Ostsee sei nur zu erklären, weil die Fähren um jeden Preis Tempo machen müßten, um Fahrpläne einzuhalten.

Knoop nimmt als Beleg für die hohen Erwartungen an die GAUSS den vom Bundesverkehrsministerium verfügten Stop einer Ausschreibung für Schlepper, die in der deutschen Bucht auf Grund gelaufene Tanker freischleppen sollen. Nach den Problemen der Schleppper mit der vor Wales gestrandeten Sea Empress wolle das Ministerium ein GAUSS-Gutachten abwarten.

Mittelfristig soll die GAUSS mit drei festen Mitarbeitern die für die einzelnen Projekte angeheuerten Experten koordinieren, Daten sammeln und die einzelnen Vorhaben verwalten. Es sei wichtig, nicht Anhängsel der Hochschule zu sein. Das starre öffentliche Dienstrecht erlaube nicht, flexibel die besten „human ressources“ anzuheuern, sagt Knoop. jof