Treffen von Sinti und Roma

■ Erinnerung an Weltkongreß 1971

Unter dem Motto „25 Jahre Kampf um Menschenrechte und Selbstbestimmung“ haben sich seit gestern abend Sinti und Roma aus ganz Europa in Berlin versammelt. In der Messehalle 19 in Charlottenburg gedachten sie des 1. Weltkongresses der Sinti und Roma am 8. April 1971 in Genf, auf dem die Internationale Romani-Union gegründet und erstmals das Streben nach Einheit sowie der gemeinsame Kampf gegen Diskriminierung formuliert worden waren.

Die Erinnerung an die rund 500.000 in Deutschland ermordeten Sinti und Roma stand zwar nicht im Mittelpunkt des Treffens, schwang aber mit. Mit dem „Zigeuner-Erlaß“ hatte SS-Führer Heinrich Himmler am 16. Dezember 1942 die Deportation der „asozialen“ Sinti und Roma in Konzentrationslager angeordnet. Nach den Umwälzungen im Europa der neunziger Jahre stelle sich die Frage der Menschenrechte für die Sinti und Roma „mit neuer existentieller Schärfe“, so der Präsident der Internationalen Romani- Union, der aus Bosnien nach Berlin geflüchtete Schriftsteller Rajko Djurić. Die neue Situation habe Zehntausende zur Emigration gezwungen und sie zu heimatlosen Flüchtlingen gemacht.

Weil sie im Friedensabkommen von Dayton nicht auftauchen, ist das Schicksal von bis zu zwei Millionen Roma - so viele sind es nach Schätzung des Berliner Romani- Sprechers Jörg Becken - nach wie vor ungewiß. Allein in Berlin und Brandenburg leben nach seiner Aussage etwa 20.000 Roma und Sinti. usche/ADN