Streit um Walpurgisnacht

■ Bündnis und SPD werfen PDS vor, Krawalle in Kauf zu nehmen. Die PDS dagegen befürchtet "Polizeifestspiele"

Dieses Jahr sollte es eigentlich friedlich zugehen: In Prenzlauer Berg machen sich SPD und Bündnisabgeordnete für einen krawallfreien Ablauf der Walpurgisnacht stark. Die PDS fürchtet dagegen, daß aus der geplanten „Sicherheitspartnerschaft“ zwischen Polizei und Hexen leicht „Polizeifestspiele am Kollwitzplatz“ entstehen könnten. Deshalb will die PDS die Anträge der „Initiative Walpurgisnacht“ nach finanzieller Unterstützung nicht mittragen.

Seit 1990 feiert die Szene in Prenzlauer Berg in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai die „Walpurgisnacht“. Im letzten Jahr war das Fest aber zu einer Straßenschlacht ausgeartet: Die Polizei wollte die traditionellen Feuer verhindern und lies den Platz mit Wasserwerfern räumen. Bilanz: 36 Festnahmen, 72 verletzte Polizisten und Leute aus der Szene, die sich wie Prügelknaben vorkamen.

So soll es dieses Jahr nicht wieder sein. Kiezbewohner schlossen sich in der „Initiative Walpurgisnacht“ zusammen und hatten begonnen, die Feier am „Kolli“ zu organisieren. In drei Wochen soll nun statt des anarchischen Hexentreibens eine ordentliche Walpurgisfeier mit Toilettenhäuschen, Müllsäcken und vier genehmigten Feuerstellen stattfinden. Rund 30 Leute aus dem Kiez sollen neben 30 Polizisten (in Zivil, aber mit Armbinden) für Ordnung sorgen.

Um die Kosten für die Veranstaltung zu decken, will die „Initiative Walpurgisnacht“ von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) aus Sondermitteln 3.900 Mark haben. Dies gefällt der PDS als größter BVV-Fraktion plötzlich gar nicht mehr. Fraktionschef Michael van der Meer erklärt: „Ich seh das nicht ein, weshalb wir für Security und so einen Schnulli Geld ausgeben sollen.“ Es sei ein Fehler der Initiative gewesen, sich überhaupt auf die Verhandlungen mit der Polizei eingelassen zu haben. Am Ende stünden da Hundertschaften der Polizei, fürchtet der PDS-Mann.

Der Mitbegründer der Walpurgisnacht-Initiative und Bündnisabgeordnete Nilson Kirchner wirft van der Meer dagegen vor, „mit seinen Sprüchen blanke Demagogie zu betreiben“. Die PDS habe bei den Planungen von Anfang an mit am Tisch gesessen und scheue sich nun, Verantwortung zu übernehmen und das Konzept mitzutragen.

Aber auch die CDU in Prenzlberg steht der Walpurgisnacht skeptisch gegenüber, sagt Ernst- Frieder Kratochwil, Sprecher der Initiative: „Die kommen mit dem aberwitzigen Argument, daß das ein heidnisches Fest sei.“ Nach Ansicht der Bündnis-Verordneten Almuth Tharan sehen die Konservativen in der Walpurgisnacht am Prenzlberg nur das Krawallpotential und lehnten sie deshalb als Ganzes ab. Jörg-Thomas Voigt von der SPD sieht nun ein halbes Jahr Vorbereitungsarbeit in Frage gestellt: Sollte es am 30. April am Kollwitzplatz wieder zu Krawallen kommen, so tragen seiner Ansicht nach jetzt „CDU und PDS dafür die politische Verantwortung.“ Markus Grill