Von unverschämten Forderungen getrieben

■ DGB-Chef Schulte kriegt Schelte von Hamburgs DGB-Chef Erhard Pumm

Wenig Verständnis und keine Rückendeckung hat der Hamburger Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Erhard Pumm, für seine Gewerkschaftskollegen in Bayern und Düsseldorf übrig: „Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist ein Verdienst der Gewerkschaften, der durch einen sieben Wochen dauernden Streik erreicht werden konnte“, sagt Pumm. Es gebe keinen Grund, an dieser Regelung irgend etwas zu ändern.

Anders hatten sich am vergangenen Wochendende der bayerische Landesvorsitzende Fritz Schösser und der Bundesvorsitzende des DGB, Dieter Schulte, geäußert. Sie hatten, wie berichtet, in unterschiedlicher Deutlickeit ihre Bereitschaft signalisiert, mit den Arbeitgebern über die Fehlzeiten in den Betrieben zu reden. Die DGB-Kollegen in Hamburg erfuhren davon erst durch die Medien. Beim Besuch Schultes am 9. Mai in Hamburg werde man sicherlich „ausführliche Gespräche“ auch über diesen Vorstoß führen, kündigt Pumm an. Allerdings wisse er bisher nicht, was Schösser und Schulte der Presse gegenüber wörtlich geäußert haben. Einige Mitgliedsgewerkschaften des Dachverbands haben sich derweil auch auf Bundesebene distanziert; es könne nicht Aufgabe des DGB sein, sich am Sozialabbau zu beteiligen, meinte der Vorsitzende der IG Medien, Detlef Hensche.

„Das ist ein Popanz, der da aufgebaut wird“, sagt Pumm und meint damit das Gerede über die Steigerung der Krankmeldungen an bestimmten Wochentagen rund ums Wochenende. Wenn jemand Freitag nachmittag, Samstag oder Sonntag krank werde, melde er sich eben erst am Montag krank. Ein Anstieg sei also nur folgerichtig. Und insgesamt sei die Anzahl der Krankheitstage zurückgegangen, rechnet der Gewerkschaftsfunktionär vor.

Das vielbeschworene, von der IG Metall initiierte „Bündnis für Arbeit“ sieht Pumm nur teilweise als ursächlich für die mittlerweile ausufernde „Kompromißbereitschaft“ der Gewerkschaften an. „Das Angebot von Zwickel war richtig“, meint Pumm. „Es hat die Gewerkschaften in eine gute Ausgangslage gebracht.“ Allerdings dürften sie sich nicht von immer neuen „unverschämten Forderungen“ treiben lassen, die mit einem „Bündnis für Arbeit“ nichts zu tun haben. Dafür gebe es Tarifverträge – und in diesem Bereich bereits schmerzliche Einschnitte. win