Doppel-Whopper trieft im Baudenkmal

■ Die Ausflugsgaststätte Zenner soll zum Burger-King-Imbiß umgebaut werden. Bezirk: Sanierung sonst nicht zu finanzieren

In der Ausflugsgaststätte „Zenner“ am Treptower Spreeufer könnten bald Fast-Food-Fettdünste um die Nasen der Besucher wehen. Weil das denkmalgeschützte Lokal aufwendig saniert werden muß, plant die Geschäftsführung nach den Umbauarbeiten dem finanzstarken Whopperbrater Burger King Küchen- und Verkaufsräume zur Verfügung zu stellen. Damit sollen die Kosten der Sanierung wieder eingespielt werden. Das Umbau- und Nutzungskonzept wird vom Bezirksamt gebilligt. Die Treptower sind Eigentümer des traditionsreichen Zenner.

Zenner-Pächter Frank Kühl will die alten Lager- und Küchenräume modernisieren, aber auch das Dach und die Fassade des Hauses einer Sanierung unterziehen. Während die Gasträume in der ersten Etage im Altberliner Look weiter bestehen bleiben wie bisher, soll im Erdgeschoß auf einer Fläche von 250 Quadratmetern die Fast- Food-Kette einziehen. „Zenner bleibt Zenner“, so Kühl, dennoch werde der Imbißking ein anderes Interieur erhalten als bisher.

Kritiker des Konzepts sehen außerdem die Gefahr, daß der dazugehörige große Parkplatz zum Drive-in umfunktioniert werden könnte. Ob Zenner den Schnellimbiß selbst betreiben wird oder untervermietet ist noch unklar.

Treptows Bezirksbürgermeister Michael Brückner (SPD) hat nichts gegen den Fast-Food-Standort einzuwenden, sondern betrachtet die Whopper-Pläne als „Gegenleistung“ für die notwendige, rund drei Millionen Mark teure Sanierung, die vom Pächter übernommen wird. „Der Bezirk bezieht aus dem Vertrag so geringe Einnahmen, daß er nicht für den baulichen Unterhalt des Lokals aufkommen kann“, sagte Bezirksamtssprecher Günter Teske. Immerhin habe der Bezirk Auflagen erarbeitet, „die keine Veränderungen der denkmalgeschützten Fassade zulassen“.

So müsse die historische Ansicht des Hauses erhalten bleiben. Neue Fenster mit bis zum Boden reichenden Glasscheiben oder gar Anbauten seien ausgeschlossen. Auch die Obergeschosse und die Gartenanlage sollen unverändert bleiben. „Wenn das eingehalten wird, wird die Bezirksverordnetenversammlung, in der über die Imbißnutzung gestritten wurde, mit dem Umbau einverstanden sein“, so Teske. Von der Denkmalbehörde war gestern keine Auskunft zum Thema Fast-Food-Zenner zu erhalten.

Das Gasthaus war 1821 als Ausflugslokal mit Terrassen zur Spree und einer Aussichtsplattform von Karl Ferdinand Langhans errichtet worden. Die Mietskasernen-Berliner kippten dort ebenso ihr Gläschen wie Literaten und Künstler. Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörten Bomben das Haus. 1955/56 wurde es in Anlehnung an die einstige Gestalt wieder aufgebaut und unter Denkmalschutz gestellt. Das Lokal hat heute in seinen Räumen über 300 Plätze. In der warmen Sommerzeit sind die rund 1.500 Sitze im Biergarten fast immer belegt – ob auch bei Pommes-Fettgeruch, angereichert mit Abgasnebel, wird sich zeigen. rola