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Die Rechnung ist tatsächlich aufgegangen

■ Die gegenseitige Anerkennung von Restjugoslawien und Makedonien ist ein taktisches Kalkül. Belgrad profitiert am meisten. Positive Reaktion der EU

Wien (taz) – Die Taktik der serbischen Führung scheint aufzugehen: Schon einen Tag nach der Anerkennung der 1991 für unabhängig erklärten Republik Makedonien durch Belgrad signalisierte die Europäische Union den Serben die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und wirtschaftliche Aufbauhilfe. Und Bundesaußenminister Kinkel bescheinigte dem Belgrader Regime, „zur Stabilisierung der Lage in Südosteuropa“ beigetragen zu haben.

Die Gefahr einer serbischen Expansion nach Süden schwebte in den vergangenen vier Jahren stets in der Luft, immer wieder drohte der Eroberungskrieg in Bosnien auch nach Makedonien überzuschwappen. Radikale Serbenführer erklärten ohne Umschweife, es gäbe keine makedonische Nation, sondern nur Südserbien, Makedonien sei historisch nichts anderes als eine südserbische Provinz. Serbiens Präsident Slobodan Milošević sprach stets von einer „gemeinsamen Grenze“ zwischen seiner Republik und Griechenland und gab der Regierung in Skopje zu verstehen, es wäre ratsam, sich wie Montenegro freiwillig Restjugoslawien anzuschließen.

Die westliche Staatengemeinschaft nahm diese Drohungen durchaus ernst. Seit dem Herbst 1993 überwachen amerikanische UNO-Soldaten die Grenze zwischen Serbien und Makedonien, westliche Militärberater bildeten die mazedonische Polizeitruppe zu einer militärischen Streitmacht aus. Nato-Einsatzpläne für den Fall eines serbischen Angriffs auf Makedonien und Albanien liegen seit Januar 1992 in der Schublade.

Noch ist unklar, weshalb sich Milošević zur staatlichen Anerkennung Makedoniens durchgerungen hat – ohne Rücksicht auf griechische Empfindlichkeiten. Bisher waren sich Belgrad und Athen einig, daß die „Republik Skopje“ keine Daseinsberechtigung habe. Beide verhängten eine Handelssperre gegen den kleinen Nachbarstaat. Und während Belgrad mit Krieg drohte, verhinderte Athen die staatliche Anerkennung durch die westliche Staatengemeinschaft. Aus Athener Sicht sitzen in Skopje slawische Kriegstreiber, die mit Hilfe bulgarischer Scharfmacher territoriale Ansprüche auf die gleichnamige griechische Nordprovinz Makedonien erheben – wie in den Balkankriegen 1912/13 und während des Zweiten Weltkrieges.

Während die Belgrader Führung nun im Süden der Balkanhalbinsel auf Versöhnung spielt, weigert sie sich trotz des Friedensschlußes von Dayton beharrlich, die Unabhängigkeit Kroatiens und Bosniens ohne Grenzkorrekturen anzuerkennen. Milošević macht für den Kriegsausbruch namentlich die „separatistischen Kräfte“ in Sarajevo und Zagreb verantwortlich, die sich von Jugoslawien gewaltsam losgelöst hätten. Nach serbischen Zeitungsberichten teilt die Führung in Makedonien heute diese Sicht. In Skopje trete man jetzt dafür ein, daß Belgrad juristisch als Nachfolgestaat Jugoslawiens erkannt werde. Damit ginge das Staatsvermögen des untergegangenen Vielvölkerstaates auf Belgrad über. Skopje hat diese Darstellung bisher nicht dementiert. Möglicherweise war dies der Preis der Aussöhnung. Karl Gersuny

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