■ Standbild: Mäßiger Relaunch
„Auf eigene Gefahr“, Dienstag, 20.15 Uhr, ARD
„Ist doch viel besser so“, findet der neue Kommissar, als Anna Marx ihre Ohrringe zum Essen abnimmt. „Ist doch viel besser so“, wiederholt ihre Freundin, als sie sich mit einem Blick auf Annas unbeschwerte Ohrläppchen ungebeten zu den gerade zart Anbandelnden setzt.
In den 13 neuen Folgen der Serie „Auf eigene Gefahr“ soll sich einiges ändern. Mit dem extravaganten Ohrschmuck, den Anna (Thekla Carola Wied) einst dutzendweise in ihrer Schreibtischschublade hortete, ist nun Schluß. Statt Liebesleid und Bettgeflüster mit hochgestellten Herren aus Politik und Wirtschaft nun also Fakten, Fakten, Fakten. In Zukunft wird man die Reporterin auf Redaktionskonferenzen, in Archiven und vor Kaffeeautomaten stehen sehen. Unrecht und Verbrechen ist schließlich ihr Job. In „Nachwuchssorgen“ zeigt sie denn auch einer überambitionierten Volontärin, was ein alter Hase ist. Bei der Recherche rund um eine Kindesentführung kommt der Nachwuchs ums Leben.
Wieder einmal wird Anna Marx das Verbrechen vor die Füße gespült. Ob sie in den Urlaub oder zum Supermarkt fährt, stets trägt das Drehbuch ihr die nächste Titelgeschichte hinterher. Alles, was Anna Marx noch beizusteuern hat, ist die vermeintliche weibliche Intuition. Und wenn sie wieder einmal „dieses Gefühl nicht los wird“, dauert es nicht lange, bis Anna endlich herausbekommt, was das Drehbuch uns leider schon längst verraten hat.
Sorgen braucht man sich um die Reporterin nicht zu machen. Die Entführer mit den Mickymaus-Masken sind nicht wirklich böse, sondern nur hackeblöd. Statt eines Millionärssöhnchens haben sie das Kind mittelloser Hausangestellten in ihr Auto gelockt. „Zu Hause muß ich immer fernsehen“, klagt der entführte Junge seinen stoffeligen Kidnappern, freut sich über jede neue Portion Pommes und die unverhoffte Abwechslung in seinem tristen Einzelkindleben. Als ihm das ewige „Mensch, ärgere dich nicht“ langsam langweilig wird, steht auch schon die Reporterin vor der Tür. In ihrer Handtasche keinen Damenrevolver, nur eine Aphorismensammlung. Mit Geduld und guten Worten hält sie die Schurken in Schach, bis der Kommissar zur Stelle ist. Eine Räuber-Hotzenplotz-Geschichte, in der eigentlich nichts Schlimmeres passieren kann, als daß Anna mal keinen Parkplatz kriegt. Birgit Glombitza
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