■ SURFBRETT
: BSE – der Wahnsinn für alle

Wir brauchen Antworten. Freunde rufen an, warnen: Es drohe eine neue Gefahr. Das Hirn werde nicht mehr allein von den bösen Strahlen des Monitors weichgekocht. Auch das gute Steak soll jetzt gefährlich sein ...

Wie gefährlich? Die ganze Aufregung scheint mit der Abkürzung „BSE“ zu tun zu haben. Eine Krankheit offenbar, doch statt Information zu verbreiten, verfallen sämtliche Medien in Hysterie. Verwirrung auf allen Kanälen. Die Zeitungen schreiben sowieso nur Unsinn, treiben mit Panikschlagzeilen ihre Auflagen in die Höhe. Aber auch die Suchmaschine für das World Wide Web wartet mit einer Sensation auf: Krebsvorsorge durch BSE! Denn „Breast self-examination (BSE) is one of three ways to detect breast cancer“, verspricht die American Cancer Society unter http://www.net-advisor.com/ mammog/acs.htm. Aufschlußreich, die Eingabe der Buchstaben „BSE“.

Der Wahnsinn scheint offenbar auch das Internet überfallen zu haben: „Due to that awfully low speed connection I have to the BSE, I decided to move my Homepage!“ schreibt uns ein gewisser Ruben Reusser unter http://vega.info.isbiel.ch/ reusr1/. Eine weitere handfeste Sensation: Internet-Zugang durch BSE! Aber nur ein gähnend langsamer!

Dann endlich ein Mann, der mehr wissen müßte: Alfred Martin (http://www.isbiel.ch/mta/e.html) Er war System-Administrator bei BSE in der Schweiz, müßte also über brandheiße Hintergrundinformationen verfügen. Leider ist er schon länger untergetaucht: „I have left the Biel School of Engineering (BSE) at the end of July.“ Wann traten die ersten Schweizer BSE-Fälle auf? Verdächtig!

Jetzt geht es Schlag auf Schlag! Mit BSE zu den Sternen! „Beyond the Stellar Empire (BSE) is a science fiction role- playing game played through the mail.“ Also BSE-Gefahr durch E-Mail? Ansteckung? Weiche Birne durch Rollenspiele? Und offenbar hat da eine Alien-Rasse namens „KZK“ ihre Finger (bzw. Tentakeln) im Spiel: http://ourworld.compuserve.com/homepages/GeoffHanna/index.htm.

Allerdings soll die Krankheit, wie allgemein verbreitet wird, aus England stammen. Da bietet es sich an, beim britischen Landwirtschaftsministerium (MAFF) nachzusehen. Und tatsächlich, unter http://www.open.gov.uk/maff/bse/ bse.htm wird uns „BSE, the Government's perspective“ versprochen. Aber dann ist die Enttäuschung groß: „This page is under review“ – diese Seite wird gerade überarbeitet. So ein Pech.kuzy@taz.de