Die üblichen Verdächtigen

So lieben wir unsern Theo Waigel: verkniffener Mund, Rübennase und buschige Brauen, so weit das Auge reicht. Der Karikaturist Sebastian Krüger, derzeit als „Shooting-Star“ gefeiert, weiß, was sein Publikum will. Promifratzen, maßlos aufgeblasen und verzerrt. Was Krüger zum Star seiner Zunft macht: Seine Übertreibungen gehen weiter als alles, was bisher in deutschen Zeitschriften erlaubt war. Eine Auswahl der schrägsten Krüger-Visagen zeigt das „Kito“jetzt in der Ausstellung „back-stage“.

Und dort fallen einem erstmal die altbekannten Gesichter entgegen: Gottschalk, Franzi, Kohl, Boxpapst Mike Tyson nebst Johannes Paul II. sowie die Stones vom laufenden Meter. Die üblichen Verdächtigen halt. Und auch in der Wahl seiner Mittel ist Krüger nicht sonderlich einfallsreich. Bei Franzi bläst er das Stupsnäschen groß auf, bei Mick Jagger die Gosch' und beim Waigel halt die Brauen.

Das ist auf den ersten Blick grell und witzig, auf den zweiten schon wieder fad. Auch deswegen, weil Krüger seine technische Könnerschaft allzu dick aufträgt: Aus feinsten Kreuzschraffuren und Pinselstrichen läßt er, Pore für Großpore, seine Karikaturen entstehen – mit dem Ergebnis, daß die Bilder oft in Perfektion erstarren.

Daß er auch anders kann, zeigt Krüger leider nur in wenigen, dafür spektakulären Gemälden. Bei Freigeistern wie Sid Vicous oder William S. Burroughs läßt Krüger die Farbe frech und frei fließen. Da läßt er die schnellen Wiedererkennungs- und Glanzeffekte einfach fahren. Und erzielt damit die schönsten Überraschungen. Thomas Wolff

„Backstage“, bis 2.6. im „Kito“ (Alte Hafenstr. 30), geöffnet Sa & So von 11-18 Uhr