Vulkan-Restposten werden abgestoßen

■ Aufsichtsrat beschloß Abtrennung von Ost-Betrieben / 1.000 Vulkanesen beim Auto-Protest

Der größte deutsche Werftenkonzern, die Bremer Vulkan Verbund AG, ist endgültig aufgespalten. Der Aufsichtsrat des schwer angeschlagenen Unternehmens stimmte estern der Abkopplung der Ost-Betriebe zu. Auch der Verwaltungsrat der Treuhand-Nachfolge-Organisation BvS segnete die schon in der vergangenen Woche ausgehandelte Abkoppelung ab.

Als die Nachricht durchdrang, stand nur noch eine Handvoll Journalisten vor dem Gebäude der Konzernzentrale am Domshof. Am Mittag hatte eine Auto-Demonstration von Werftarbeitern aus Vegesack und aus Bremerhaven für kurze Zeit die gesamte Innenstadt lahmgelegt. 500 Fahrzeuge, an die 1000 Demonstranten schätzte die Polizei.

Einige Aufsichtsratsmitglieder folgten der Aufforderung der Arbeiter, heraus zu ihnen auf die Straße zu kommen, unter ihnen der frühere Bremer Bürgermeister Hans Koschnick und sein Finanzsenator Claus Grobecker. Beide, die am Zustandekommen des Vulkan-Verbundes als frühere Regierungsmitglieder Anteil haben, sagten aber nichts. In die Amtszeit von Koschnick fällt auch die Schließung der anderen Bremer Großwerft, der AG Weser. Die Überreste der AG Weser, auch 13 Jahre danach noch eine Industrie-Ruinenlandschaft, soll demnächst für 65 Millionen Mark Steuergeld dem Erdboden gleichgemacht werden.

Der Vegesacker Betriebsratsvorsitzende Hasso Kulla forderte gestern vor der Vulkan-Zentrale unter großem Beifall, daß bei den Hilfen die Westwerften mit den Ostwerften gleichbehandelt werden müßten. Die Werftarbeiter seien jetzt noch friedlich gekommen. Auf Transparenten war unter anderem zu lesen: „Der Konzern wird verbogen und wir belogen: Unterweserkonzept jetzt!“ An den Aufsichtsratsvorsitzenden Hero Brahms übergaben die Demonstranten ein Schweißgerät, „damit er eine gute Lösung für Bremen zusammenschweißt“.

Brahms appellierte an die Belegschaften der Bremer Werften, ihre Zukunftslösung nicht im Alleingang zu suchen. Er sei davon überzeugt, daß es für alle vier Werftstandorte im Westen eine Zukunft geben könne. Voraussetzung dafür sei eine vernünftige Verbundlösung, gegebenenfalls mit der Flender-Werft in Lübeck und später vielleicht zusammen mit den Ostwerften. Der Vulkan habe als Holding nicht mehr das Geld dafür.

Hinter den Kulissen konkurrieren die drei Betriebe derzeit offenbar in der realistischen Erwartung, daß nicht alle überleben werden.

Der Vorstandsvorsitzende des Verbundes, Udo Wagner, erklärte, auch das defizitäre Tochterunterneh-men Dörries Scharmann (Mönchengladbach) solle abgekoppelt werden. Beschlossen wurde dies vom Aufsichtsrat gestern jedoch noch nicht.

Offen blieb auch, welche Verhandlungsstrategie gegenüber möglichen Interessenten an der Elektronik-Tochter des Vulkan, STN, angewandt werden soll. Eine Verbindung mit der Nürnberger Diehl-Gruppe, die insbesondere mit der Minen-Produktion befaßt ist, würden die Rüstungsabhängigkeit von STN wieder verstärken.

K.W.