■ In der Reisetasche des HSV
: Trockne bloß, alter Sündenbock

Vielleicht war es doch ein Fehler, HSV-Manager Heribert Bruchhagen kurz vor Weihnachten zu entlassen. Nicht, daß man beim HSV inzwischen die Fähigkeiten des Geschaßten zu schätzen wüßte, aber als Sündenbock wäre Heri dieser Tage bestens zu gebrauchen. Auf wem soll denn Präsident Ronald Wulff nun rumhacken, wem die Schuld in die Schuhe schieben, daß das Trainingslager im türkischen Side so dermaßen in die Hose gegangen ist, daß es vorgestern im Übungs-Camp nur noch hieß: Zurück in die Hansestadt, ins heimatliche Naß! Auch der sonnabendliche 4:2-Testspielerfolg gegen den VfB Leipzig in Antalya auf einem unebenen Platz mit wenig Grün konnte die Stimmung nicht bessern (Tore: zweimal Fischer, Spörl und Albertz).

Doch zurück zu Präses Ronny. Bei den dort lebenden Türken konnte der Zahntechnik-Millionär seinen Ärger ja schlecht abladen, denn die haben, wie aus kenntnisreichen Quellen zu erfahren war, immer ihr bestes getan. Mit Handtüchern hätten die handwerklich geschickten Einheimischen versucht, den Platz trocken zu kriegen – wenn das kein Einsatz ist. Doch gegen Dauerregen können auch flauschige Badelaken in fleißigen Händen nichts ausrichten. Nur ein 25 Meter breiter Streifen stand den Hamburger Profis zur Verfügung – trotz aller eifrigen Bemühungen.

Wäre der HSV doch – wie usprünglich geplant – nach China gefahren, das Trainingslager hätte nicht nach fünf Tagen vor Ort abgebrochen werden müssen und ordnungsgemäß bis Freitag durchgezogen werden können. Aber da war ja einer der Co-Sponsoren vor, ein türkisches Reiseunternehmen, das die Idee mit China nicht so lustig fand. Und da der HSV auf seine Finanziers Rücksicht nimmt – irgendwo müssen die Hunderttausende für Bruchhagens Abfindung ja herkommen –, ging es an den Bosporus. Dort nahmen die Dinge ihren bekannt feuchten Verlauf, bis Trainer Benno Möhlmann nicht mehr ein noch aus wußte und einen Schlußstrich in den Matsch zog. „Es war einfach nicht mehr absehbar, daß wir einen Trainingsplatz zur Verfügung haben“, sagte der Coach anläßlich der neuen Regenfälle, die gestern vormittag zum vorzeitigen Abflug zwangen. Und nun? Tränen und Haare trocknen und hoffen, daß Ronny nicht doch noch einen Bauern opfert. Nicht wahr, Schatzmeister Flomm? cleg