Kröten statt Vollsperrung

■ Streit um die Grindelhof-Beruhigung geht weiter: Behördliche Einbahnstraße oder bezirkliche Temporeduzierung? Von Ulrike Winkelmann

Ring frei zur neuen Runde in der unendlichen Geschichte um die Grindelhof-Beruhigung: Ende März rückte das Bauamt des Bezirks Eimsbüttel einen Vorschlag zur Verkehrsberuhigung der Durchgangsstraße im Univiertel heraus. Der Entwurf des Bezirksamts sieht vor, den Grindelhof in beiden Richtungen befahrbar zu erhalten, aber mit Blumenpömpeln und neuer Pflasterung dafür zu sorgen, daß der Verkehr langsamer fließt.

„Bemerkenswert“, urteilt Gunnar Peterson vom AStA der Uni, „welche Punkte der Grünen die Jungs vom Tiefbauamt da aufgenommen haben.“ Immerhin habe das Bezirksamt die Warnung der Bezirks-Grünen aus der Fraktion und vom AStA beherzigt, daß eine Führung des Grindelhofs als Einbahnstraße die Verkehrs-Geschwindigkeit nicht vermindern, sondern steigern würde – eine alte Stadtplanungsweisheit.

Die Einbahnstraßen-Idee entstammt dem Entwurf zur Grindelhofberuhigung der Bau- und Betonbehörde Eugen Wagners, den diese vor einigen Monaten präsentierte. Im Kerngebietsausschuß Eimsbüttel war das Baubehörden-Papier Anfang Februar auf heftige Kritik gestoßen: Nicht nur die Temporeduzierung stehe in Frage, sondern auch, ob die Verlagerung eines Teils des Verkehrsaufkommens in die umliegenden Straßen nicht im Wohnquartier Dillviertel zu Unzumutbarkeiten führe. Außerdem seien 1,1 Millionen Mark für 300 Meter Einbahnstraße eine Verschwendung.

Im Rahmen der allgemeinen Unzufriedenheit – auch die Gewerbetreibenden sangen wieder ihren Protestsong von der ausbleibenden autofahrenden Kundschaft – wurde beschlossen, das eigene Bauamt mit einer Planung zu beauftragen. Anfang Mai wird der Kerngebietsausschuß des Bezirks sich zwischen dem Behörden- und dem Bezirks-Papier entscheiden.

Eine Kröte wird der Beschluß allemal darstellen; hat doch der Kerngebietsausschuß mit den Stimmen von SPD und Grünen mehrfach eine Vollsperrung des Grindelhofs verlangt. So wie Beate Reinhardt, SPD-Kerngebietsausschuß-Vorsitzende, das sieht, „werden wir uns für das Baubehörden-Papier entscheiden“; Änderungen zugunsten des Fuß- und Fahrradverkehrs sowie ein Konzept, wie mit der Belastung der umliegenden Wohnstraßen umzugehen ist, seien jedoch nach wie vor notwendig.

Auch die AnwohnerInnen-Initiative, die seit Jahren für Verkehrseindämmung im Uni-Viertel mobilmacht, steht hinter dem Baubehörden-Papier. Denn nach dem Bezirkskonzept, moniert Christoph Muermann von der Initiative, „wird kaum ein Wagen weniger den Grindelhof entlangrollen“. Auf diese Weise blieben die exorbitanten Abgaswerte erhalten, lediglich das Tempo werde verringert.

Muermann hat den Verdacht, daß der Bezirk jetzt auf weitere Zeitverzögerung setzt, um die Entscheidung über das Schicksal des Grindelhofs der Baubehörde zu überlassen und es sich mit den AnwohnerInnen all der Straßen, über die ein Teil des Grindelhof-Verkehrs künftig abfließen soll, nicht zu verderben. Hallerstraße und Rothenbaumchaussee werden nach Baubehördenplanung je 5000 Autos pro Tag zusätzlich verkraften müssen. Kürzlich hat sich eine Initiative gegen die Grindelhofberuhigung gegründet.

Die Baubehörde selbst schweigt stille – schließlich muß sie sich prinzipiell gar nicht um die Vorgänge vor Ort kümmern, denn der Grindelhof gehört zum sogenannten Vorbehaltsnetz, über das allein der Senat zu entscheiden hat. „Wir werden die Beschlußfassung mit Interesse abwarten“, gibt sich Baubehörden-Sprecher Jürgen Asmussen bedeckt.

Zart, aber originell ertönt im vielstimmigen Chor der Willensbildung auch das Stimmchen der FDP Eimsbüttel: Eine Einbahnstraßen-Regelung stelle keine Verkehrsberuhigung, sondern lediglich eine Verkehrsverlagerung dar, meint FDP-Bezirksvorsitzender Burkhardt Müller-Sönksen. Sein Vorschlag: „Sympathisches Park-Chaos wie in Harvestehude“, durch das sich der Autoverkehr quasi liberal – weil freiwillig – selbst lahmlegt.