Bühnenbild und Dianetik

■ Theater um Theaterstück: Scientology-Vorwürfe gegen Gottfried Helnwein

Die Premiere ist zwar erst in 14 Tagen, doch schon jetzt sorgt das Tanztheaterstück Pasolini von Johann Kresnik für helle Aufregung. Anlaß sind das Bühnenbild und die Kostüme. Mit den Entwürfen hatte das Schauspielhaus den österreichischen Maler Gottfried Helnwein beauftragt, der schon Ende der 80er an der Kirchenallee gearbeitet hatte (u.a. Lulu und Andi). Das ist ein Skandal, findet die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Antje Blumenthal, schließlich flössen somit öffentliche Gelder an einen Künstler, der der Scientology-Sekte „zugeneigt“ sei.

Nach Ansicht der sektenpolitischen CDU-Sprecherin ist Helnwein zwar nicht Mitglied der Organisation, „stehe ihr aber nahe“ und würde für diese „öffentlich werben“. Seine Distanzierungen seien keine ernstgemeinten Dementis. Erst in der aktuellen Ausgabe der Klatschzeitschrift Gala hatte Helnwein behauptet, „nichts mit der Sekte zu tun“ zu haben. Er kenne die Gerüchte, diese seien „frei erfunden“. Inzwischen regele sein Anwalt diese Dinge, „seitdem ist nie mehr etwas erschienen“.

Helnweins neuerliche Aussagen überzeugen Blumenthal nicht: „Wenn es ihm beruflich schaden würde, hätte er viel früher tätig werden müssen.“ Dem Senat wirft sie vor, „wieder einmal in naiver Weise zu einer gefährlichen Verharmlosung der Werbemethode von Scientology“ beizutragen. Wer mit Steuermitteln Personen wie Helnwein „Arbeit“ verschaffe, mache sich „im Kampf gegen die Scientology-Gefahren unglaubwürdig“.

Am Schauspielhaus, jährlich mit 36 Millionen Mark subventioniert, versteht man die Empörung nicht. „Wir wissen, daß er kein Mitglied von Scientology ist“, erklärte Pasolini-Dramaturg Joachim Clement gestern gegenüber der taz: „Wir haben ihn gefragt und halten seine Antworten für glaubwürdig.“ Auch Sylke Sommer, für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, ist davon „überzeugt“, daß Helnwein die Scientologen „nicht unterstützt“.

Rutger Sand