Räder unter dem Hammer

■ Legal und trotzdem billig: Velos aller Art können ersteigert werden, wenn der Geldbeutel geschont werden soll. Wichtig sind ein geübter Blick und etwas Glück

Der Frühling macht sich bemerkbar, und die Zahl der Fahrradfahrer, die ihre besten Stücke schon aus dem muffigen Keller geholt haben, steigt täglich. Doch was tun, wenn von seinem Drahtesel nicht mehr als ein Vorderrad und ein Schloß übrig ist? Ein neuer muß her! Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Die billigste Möglichkeit, seinen Fuhrpark neu auszustatten, bieten Auktionen. Einmal im Monat misten die Fundbüros von Polizei und BVG aus. Alle Räder, die nach sechs Monaten beziehungsweise sechs Wochen noch immer nicht abgeholt wurden, kommen unter den Hammer.

In der Halle des Auktionshauses Plohmann in Charlottenburg wird es dann eng. Bis zu 400 Fahrräder warten hier jeden Monat auf neue Besitzer. Vom Klapprad aus den 70ern über angerostete Hollandräder bis hin zum edlen Mountainbike ist alles dabei. Mit Stift und Zetteln bewaffnet drängeln sich die Kauflustigen durch die Reihen. Kritische Blicke prüfen genau den Zustand der numerierten Räder: platte Reifen, Rost oder gerissene Bowdenzüge haben kaum eine Chance. Doch neben vielen mitgenommenen Exemplaren steht auch so manches Schnäppchen.

Die Klappstühle sind restlos belegt. Wer keinen mehr ergattern konnte, muß sich mit einem Platz an einer der Säulen zufrieden geben. Los geht es mit einem alten Klapprad. In Minutenschnelle hat es für nur 30 Mark seinen Besitzer gewechselt. Geboten wird in kleinen Beträgen: bis 20 Mark in Fünf- markschritten, darüber zehnmarkweise. Schlag auf Schlag bringt der Auktionator die Räder an den Mann. Selbst für die skurrilsten Teile findet sich meist ein Käufer: das komplett in lila gehaltene Damenrad, ein Kaufhhausfahrrad mit angeschweißtem Sozius oder das buntlackierte Kinderfahrrad.

Ab und an wird der Ausverkauf allerdings aufgehalten. Bezahlt wird bar und sofort. Doch so manchem fehlt entweder das Geld, oder das Objekt der Begierde ist bei genauerem Hinsehen doch nicht mehr ganz das Wahre. Solch verschmähtes oder unbezahlbares Radgut kommt kurzerhand noch- einmal auf das Podest: zum ersten, zum zweiten und zum dritten.

Ein bißchen Glück gehört allerdings dazu. Trotz der großen Auswahl haben sich die meisten Bewerber auf die gut erhaltenen Stücke fixiert. Nicht selten wird einem so das Auserwählte vor der Nase weggeschnappt. Dennoch: Wer nicht wählerisch ist, kann hier für wenig Geld zu einem gebrauchten Tretmobil kommen.

Aber auch Glücklose müssen nicht auf das Radeln verzichten. Zu Beginn der Saison haben auch viele Fahrradläden jede Menge Sonderangebote im Programm. Mit Frühlingspreisen und Vorjahresmodellen versuchen nicht nur Discountläden Kunden anzulocken. Oranien-Fahrräder in Kreuzberg zum Beispiel verkauft No-name-Mountainbikes schon ab 250 Mark.

Auch Markenliebhaber können auf ihre Kosten kommen. Im Fahrradhof Steglitz gibt es rund 70 Sonderangebote. In der Remise hinter dem Laden finden sich neben neuen Rädern auch Vor- oder sogar Vorvorjahresmodelle. Dafür muß man allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen: die Preise liegen je nach Ausstattung zwischen 600 und 1.000 Mark. Wer Jahresräder bevorzugt, wird mit Sicherheit in Mitte fündig. In der Fahrradstation, Filiale Gipsstraße, werden am Ende der Saison ausgemusterte Mieträder zu günstigen Preisen angeboten. Generalüberholte Citybikes mit einem halben Jahr Garantie gibt es hier ab 400 Mark aufwärts.

Möglichkeiten, ein preiswertes Rad zu ergattern, gibt es genug. Lediglich diejenigen, die ihren Briefträger schon immer um sein gelbes Dienstrad beneidet haben, werden leer ausgehen. Auktionen bei der Post gibt es nicht mehr. Der Fuhrpark wurde gerade erst erneuert.

Versteigerungen:

Fundbüro der BVG: Auktionshaus Beier, Eldenaer Straße 36, 10247 Berlin. Nächster Termin: 25. April.

Fundbüro der Polizei: Auktionshaus Plohmann, Wintersteinstraße 22, 10587 Berlin. Termin: jeden letzten Dienstag im Monat.

Einzelhandel:

Fahrradhof Steglitz, Feuerbachstraße 26, 12163 Berlin.

Fahrradstation, Gipsstraße 7. 10119 Berlin. Falk Zielke