„Da beißt sich die Katze in den Schwanz“

■ Im geplanten Regierungsviertel der kurzen Wege kommen Radwege zu kurz

In Berlin soll ein „Regierungsviertel der kurzen Wege“, so Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth, entstehen – fast alle Straßen in diesem Bereich werden in den nächsten Jahren entweder umgestaltet oder gänzlich neu angelegt. Bei diesen Planungen steht die Bewältigung der zu erwartenden gewaltigen Autolawine im Vordergrund, obwohl sich im Bezirk Mitte das Umsatteln aufs Fahrrad regelrecht aufdrängt, da hier die maximale Entfernung zwischen den Einrichtungen der Bundesregierung und des Bundestages gerade mal vier Kilometer beträgt.

Eine fahrradgerechte Gestaltung der Straßenwege in der Berliner Mitte scheitert bislang vor allem an der uneinsichtigen Haltung der Senatsverwaltung für Verkehr und Bauen. Zwar habe der Senat bereits vor zwei Jahren die Anlage eines umfangreichen berlinweiten „Veloroutennetzes“ von insgesamt 660 Kilometer Länge beschlossen, doch deren Umsetzung werde offensichtlich von der Verkehrsverwaltung verschleppt, kritisiert Benno Koch, Pressesprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). „Nach Senatssschätzungen soll dieses Fahrradwegenetz nur 250 Millionen Mark kosten, während allein die Anlage des Tiergartentunnels, den Radfahrer nicht mitbenutzen dürfen, ohne Betriebs- und Wartungskosten 750 Millionen Mark verschlingen wird“, so Koch. Zudem würden von der Verkehrsverwaltung alle Anträge auf Verbesserung der bestehenden Fahrradwege mit Verweis auf das Veloroutenkonzept abgelehnt. „Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz“, ärgert er sich.

Dabei hat der Landesverband des Clubs bereits vor zwei Jahren detaillierte „Anforderungen an ein fahrradfreundliches Regierungsviertel“ erarbeitet, die sich preisgünstig realisieren ließen. Neben Servicestationen für den Radverkehr am Potsdamer Platz und am Zentralbahnhof, die ein direktes Umsteigen der Bundesbediensteten von den öffentlichen Verkehrsmitteln auf Drahtesel ermöglichen würden, ist die Anlage von farblich markierten Radfahrstreifen direkt auf den Straßen eine zentrale Forderung des ADFC. „Solche abgetrennten Radwegestreifen sind nicht nur zehnmal billiger als die herkömmlichen Fahrradwege auf den Gehsteigen, sondern auch erheblich sicherer, weil sie einen besseren Sichtkontakt zwischen den Verkehrsteilnehmern garantieren“, sagt Koch. Doch auch dies wird von der Verkehrsverwaltung blockiert: Hier vertritt man die Leitlinie, in Tempo-50-Straßen nur Radwege abseits der Straße anzulegen. ole